Ein 7Jähriges im tief aargauischem Örtchen Herzach mit nur mässiger Herzlichkeit.
Als besonderen Anlass zu unserer 7 jähriger Beziehung wollte ich das ganz Besondere, passend zu unserem aktuellen Bergbauinteresse, eine Nacht im Bergwerksilo mit anschliessendem gediegenen Frühstück, so wie dies die Bergwerksilo-Webseite verspricht, schenken. Doch, zweifelsohne getrieben von meiner Naivität, war die Nacht alles andere als gediegen. Das anschliessende Frühstück war zwar dank etwas weniges an Dammhirschfleisch minim gediegen dafür richtig ungemütlich als, nach weniger als einer Stunde, wir sanft um 9:50 zum weiterziehen aufgefordert wurden.
Aber erstmals der Reihe nach.
Früh waren wir im Silo angekommen den zu meiner Buchung im September fehlte bis zum Ankuftstage am Samstag eine Bestätigung. Ich war mir also bis zum Schluss nicht sicher ob wir nun hier Übernachten könnten oder nicht. Sumasumarum waren wir um 16:00 Uhr auf dem Zimmer und es schien, entgegen meinen Befürchtungen, als hätte die Buchung tatsächlich geklappt. Die Hausherrin empfing uns und stellte sich vor als Brigitte was doch etwas Sympathiepunkte schaffte obschon sie mich mit Herr Karrer an der Gegensprechanlage betitelte, naja hab so schlimm dachte ich, meine Stimme ist zweifelsohne alles andere als Vorteilhaft.
Schnell merkten wir dass unsere Wenigkeit soeben eine Privatwohnung betrat und dass tendenziell wir überall stören würden. Hinzukommend erwähnte Brigitte dass diesen besagten Abend eine Gesellschaft im Silo bewirtet würde und wir quasi erst ab 23:00 Uhr die Nachtruhe geniessen könnten. Naja auch damit könnten wir leben, wenn doch wir, nachdem uns mitgeteilt wurde das wir Punkt 9:00 Uhr des Sonntags die Essgemächer der Gastwirte zum Frühstück aufzusuchen hätten, ganz mächtig leer schlucken mussten. Gut haben wir Beide, sowohl Christina wie auch ich, eine militärische Ausbildung hinter uns gebracht. So war es uns ein leichtes auch hier Toleranz zu üben den, ein pünktliches Erscheinen am Antrittsverlesen hatten wir über die Jahre, dank militärischer Vorgeschichte, reichlich intus.
Nach anfänglicher Enttäuschung schien doch noch ein Hoffnungsschimmer aufzutauchen als wir beide zur Bergwerksbesichtigung geladen wurden. Wir sollen pünktlich 5 vor 5 im Wohnzimmer warten um an der Besichtigung teilzunehmen. Im Wohnzimmer flimmerte die Mattscheibe der Gastgeber, wir nicht so recht wissend was wir da sollten, versuchten uns auf deren Sofa in der Kunst des Wartens.
Urplötzlich und ohne Ankündigung schien sich Bergwerk und Arealsbesitzer Ueli Hohn zu erheben. Wir hüpften ihm hinterher zur Stollenbahn am Fusse des Silos. Die Gesellschaft welche a) die Besichtung gebucht hatte b) zum Dinner geladen war, stand vor der Stollenzugskomposition bereit zur besagten Besichting. Ich freute mich zweifelsohne über die kommende Stollenbesichtigung welche per Stollenbahn, getrieben von einer Rohöl-Einzylinder-Lokomotive, hätte ins Berginnere führen sollen. Die Freude indes war von kurzer Dauer, nachdem die Lok über etliche noch von Hand gestellte Weichen hin und her empor keuchte war auf einem grossen Parkplatz Schluss mit der Bahnfahrerei. In den Stollen ging es zu Fuss weiter und dies, an einer vor sich hin ratternden Wärmepumpe vorbei, rund 5 Meter tief ins Berginnere. Vor einer Mauer in welche eine Öffnung geschlagen wurde, war Ende der Stollenbegehung. Durch die Öffnung war der Hauptstollen, welcher über die Jahre hinweg gemütlich vor sich hin Stürzte, zu erkennen. Einzig Stilvoll die Beleuchtung welche dem Stollen ein spezielle Ambiente verpasste.
Die Führung nahm hier ein Ende und so folgten einzig einige Erklärungen eines nicht wirklich bergbaubewanderten Grundstücksbesitzers. Dafür schien der Grubenbesitzer, gelernter Müller, reichlich mit Frauenfeindlichen Sprüchen um sich zu werfen.
Auch hier taten Christina und ich uns in breiter Zurückhaltung üben.
Nach der Führung war klar dass wir uns bis 23:00 Uhr zu verdünnerisieren hätten. Also resultierte unser erster Gedanke erstmals Speis und Trank aufzusuchen weiteres dürfte bei guter Laune sich ergeben. Herznach selber war unsere Wahl dies ohne Auto war Anlass zu gutem Wein und sonstig feines. Die Wahl ergab keinerlei Qual den Herznach kennt Samstags nur ein Lokal, das Löwen. Das Essen war im Löwen passabel mit Wein und co. auch noch akzeptabel günstig.
So taten wir nach Essen, Weizengutnachtbier und Sonstiges den Weg Richtung Silo antreten. Doch, oh schrek, zu früh waren wir um 22:00 Uhr dortig angekommen und so beschlossen wir eine kleine inoffizielle Führung aufzugleisen. Erstmals, Objekt der Begierde, der Kornbergstollen einer der Stollen welcher nicht Gegenstand der Führung war und welcher uns schon bei unserer Ankunft aufgefallen war.
Auch der Kornbergstollen ist zugemauert. Einzig ein fehlender Kalksandstein ermöglichte meiner Kamera geheime Einblicke in diese Unterwelt. Auch hier, am Ende der betonierten Strecke eine vor sich hin verstürzende Trümmerlehmwelt. Breite Stollen, rechtwinkliges Profil, lehmiges Material und die demontierte Zimmerung schlicht ein Garant für die fortlaufende Verstürzung.
Interessant auch, der Grubenplan (grossmachen, anklicken) welcher wir am Eisenweg in tiefster Nach noch fotografierten.
Klar ersichtlich hier 32 Kilometer Stollenlabyrinth. Auch Gegenstand unserer Neugierde, die noch offenen Teile welche im Kornbergstollen die heftige, mich schier aufsagende, Thermik ausmachten.
Unterdessen, während wir die kommenden Schandtaten, besprachen schlug Turmglocke punkt 23:00 also beschlossen wir in unser Nachtquartier zurückzukehren. Angekommen schien das Fest der Gesellschaft noch rege zu laufen und nach scheuer Begrüssung war schnell mal klar das niemand noch ein Güpli für uns übrig hatte. Also ab ins Bett indes keineswegs im gewohnten Ruhemodus den vor der leichten Türe tobte ein Fest im vollen Zuge. So war die Nacht unruhig wie auch kurz bis anno Frühstück.
Und schnell waren wir weg und fort nach 10:00 Uhr. Trotz des eher mässigen Aufenthaltes war der Sonntag von interessanten Entdeckungen geprägt. Weiter auf den Spuren des Eisens wandernd sind wir über Berg und Tal mit den Auto gefahren auf der Suche nach alten Relikten vergangener Tage.
Die Geschichte des Herznacher Bergwerks
1209 seien erste Abbaustellen in der Nähe des heutigen Bergwerks erwähnt.
1920 wurde ein Versuchsstollen getrieben aus welchem eine weitere Abbauwürdigkeit des Erzes im Gebiet resultiere
1937 wurde das Bergwerk Herznach eröffnet. Nach deren Eröffnung förderten die bis zu 140 Arbeiter im Dreischichtenbetrieb Eisenerz. Das Eisenerz wurde damals über den Strassenweg nach Frick gefahren wo es anschliessend auf die Bahn verladen wurde. Weiter führte der Weg des Erzes nach Basel wiederum zum Umlad diesmal aufs Schiff.
Verhütet wurde das Erz bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Rheinruhrgebiet. Da das damalige Nazideutschland viel Eisen benötigte (Rüstungsindustrie) und im Gegenzug die Schweiz nur minimal eigene Kohle zur Verfügung hatte, könnte so die Schweiz ein Teil des Erzes in Form von Stahl wieder in die heimische Industrie einspeisen während Deutschland billig zum Erz kam.
1941 konstituierte sich die Jura Bergwerke AG mit Sitz in Frick fortan die Bergwerksbetreibergesellschaft. Hauptaktionär damals die „Ludwig von Roll’schen Eisenwerke“, heute „von Roll“.
1941 erreicht das Bergwerk Herznach mit 211 783 Tonnen gefördertem Erz die grösste je erreichte Abbaumenge.
1942 wird das Bergwerksilo, unser Schlafplatz, und die angegliederte Seilbahn gebaut.
Die Seilbahn verbindet bis zu deren Demontage 1967 das Bergwerksilo mit einer Bahnverladeeinrichtung in Frick.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird das Herznacher Eisenerz bei den Ludwig von Roll’schen Eisenwerken, sinnigerweise Hauptaktionär der Jura Bergwerke AG, in Choindez verhütet.
Ein Ende nahm die Bergbautätigkeit der Jura Bergwerke AG als der letzte Schweizer Hochofen in Choindez 1966 abgebrochen wird. Die Preise für Eisenerz fallen ins Bodenlose. Eine Rendite bei einem Erz-Roheisengehalt von 20% bis 30% ist kaum noch denkbar das Bergwerk schliesst 1967 seine Tore. Die Stolleninstallationen werden ausgeräumt und die Eingänge zugemauert.
Es wird Berichtet dass die Betreibergesellschaft in den Jahren 1968 auf grossem Feuer vor dem Verwaltungsgebäude die Geschäftsakten vernichtet haben soll. Weniges solle ein damaliger Stollenforscher, welcher noch nicht verschlossene Gänge erkundete, zufällig gerettet haben.
Links
Verein Eisen und Bergwerke
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