Monat: Februar 2024

Meyerische Stollen

Ein oft gehegtes Mysterium regte an zu zahlreicher Legendenbildung. Viel ist geschrieben, viel ist gezeichnet und einiges erforscht, nun schreib auch ich darüber.

Berichten will ich, nach kurzem Ausflug neulich, von den  Meyerischen Stollen benannt nach der Seidenbanddynastie Meyer. Die Meyerischen Stollen befinden sich neben der Aarauer Altstadt im Laurenzenvorstadt-Quartier und dienten einst zur Wassergewinnung mittels Entwässerung des Moorgebietes Bleiche. Dies Wasser wurde einerseits zur Seidenfärberei genutzt anderseits als Treibkraft eines Wasserrads unterirdisch kanalisiert. Die Meyers, als vermögende Grundbesitzer in Aarau bekannt, betrieben erfolgreich Seidenbandproduktion und Seidenfärberei was grosse Mengen an Wasser benötigte.

Fabrikantenvilla Meyer

Villa Meyer, später Villa Feer und aktuell Römisch Katholische Pfarrei Peter und Paul

Die Familie Meyer ist mir auf manchen Streifzügen, respektive bei anschliessender Recherche, in so manch Bergbaurelikt begegnet. Während Vater Meyer an den Bergwerken in Trachsellauenen beteiligt war, Betrieb Johann Samuel von Gruner, Freund und Mitbewohner des Sohnes Johann Rudolf Meyer, die Bergwerke am benachbarten Hungerberg.

Die Meyers waren folglich durchaus Bergbauerprobt und verfügbare Bergleute lebten quasi in näherer Nachbarschaft. So entstand ab 1797 ein umfangreiches, fast 2 Km langes Stollennetz welches auf fast 15 m tiefe, Feuchtgebiete unterfuhr.  

Aarau 1809

Die erste Fabrik lang am Westrand der Altstadt während das Wohn und Geschäftshaus, im Laurenzenvorstadt-Quartier östlich von Aarau, im klassizistischen Stil  1797 fertiggestellt wurde. Zeitgleich trieben die Bergmänner vom Hungerberg ein verzweigtes Stollennetz zwischen Stadtbach und nahegelegenes Sumpfgebiet Bleiche.

Fabrikantenvilla Meyer

Plan von Rainer Meng mit unterem Kellergeschoss Villa Meyer (rot) und Stollensystem (gelb), Quelle https://meyerschestollen.ch/stollen/

Unter der Villa platzierte Sohn Meyer auf zwei Kellergeschosse die Seidenfärberei mit Schachtanschluss an die Wasserstollen.

Quelle Villa Meyer

Einzige Wasserquellfassung direkt unter der Villa Meyer.

Meyerische Stollen

Wassersammelstollen unter Bleiche. Die schwarze Färbung der Stollendecke gründet aufs Moorwasser. Der Stollen war, nach Bau des Wasserrads, im Stauvorgang, bis Dach befühlt was die schwarze Ablagerung erklärt.

Meyerische Stollen

Zweite Parallelstrecke des Wassersammelstollens unter Bleiche. Auch wieder die schwarze auffällige Verfärbung auf dem grauen Sandstein. An abgesplitterten Deckenpartien wird die ursprüngliche Sandsteinfärbung sichtbar. Dieser Stollenabschnitt ist mit Holzzwischenboden ausgestattet wahrscheinlich die Befahrung zu Revisionszwecken zu vereinfachen.

Meyerische Stollen

Musealer kurzer Stollenabschnitt mit Unterbodenbeleuchtung unter dem heutigen Bahnhofsgebäude.

Villa Meyer und Abfluss-Anlage

Meyerische Stollen

Gewölbekeller Villa Meyer 2.UG Verwendung unbekannt.

Meyerische Stollen

Ausgemauerte Abflussstrecke Teilstück Villa zu Stadtbach. Der Stollen in an zahlreichen Stellen mit Backstein ausgebaut.

Meyerische Stollen

 Grosse Zwischenhalle des Teilstücks Villa zu Stadtbach.

Aarau 1840

In den 1810ern baute Johann Rudolf Meyer eine neue Fabrik nahe der Familienvilla. Die alte Fabrikanlage diente fortan als Mietshaus. Unter die neue Fabrik wurde ein mächtiges Wasserrad eingebaut welches die gestaute Kraft des gesammelten Wassers nutzte. Die maximal 3.5 PS des Wasserrands lieferte die mechanische Kraft für die Seidenbandfabrikation.

Im Zuge dieser Wasserkrafterweiterung entstanden weitere Abfluss und Sammelstollen.

Meyerische Stollen

Mittleres Abflusssystem unter der heutigen Kirche.

Meyerische Stollen

Zisternenstollen unter der heutigen Kirche, mittlere Ebene.

1826 fusionierten die Unternehmungen Gottlieb Meyer und Heinrich Feer zur Gesellschaft Meyer & Feer. Kurz darauf 1829 verstarb Gottlieb Meyer und Heinrich Feer übernahm alleinig die Seidenbandfabrik und die dazugehörige Villa.

Weitere Modernisierungsmassnahmen und Ausbauten wurden realisiert. Die Bahn nutze die inzwischen entwässerten Flächen zum Bau des ersten Bahnhofs.

Aarau 1870

Heinrich Feer ersetzte 1860 das Wasserrad durch eine leitungsfähigere 6 PS Wasserturbine doch der Betrieb war von kurzer Dauer. Die grosse Wirtschaftsdepression setzte der Seidenbanddynastie 1881 ein Ende. Die Unternehmungen Feer zerfielen im Konkurs und die Stollen rutschten ab ins Vergessen.

Meyerische Stollen

Luftbildansicht aus den Jahren 1930 mit ungefährem Stollenverlauf. Die Fabrik ist inzwischen Polizeiposten und die Villa Feer, vormals Villa Meyer, sollte im 1937 an die Römisch Katholische Kirche verkauft werden.

Erst in Neuzeit, als diverse Stollen bedingt durch grössere Bauprojekte offen standen, regte sich ein Interesse für dies Industriedenkmal.

Meyerische Stollen

Aktuelle Ansicht des Areals mit Stollensystem.

Seit 1999 wird die Stollenanlage von der Interessengemeinschaft Meyersche Stollen gepflegt.

Urban-Exerische-Streifzüge

Ich war neulich bilateral beruflich unterwegs,

und wo Neugierde dominiert gibt’s hin und wieder was zu kucken.

Leider nur mit Handy ausgestattet, was die fotografischen Möglichkeiten drastisch einschränkte.

Aber, wie so oft, die Türe stand offen.

Demnächst auf meinem Blog die Meyerischen Stollen, was für en Knochen.

Gottschalkenberger Flachland-WE

Über die Stollen am Gottschalkenberg schrieb ich etliche Geschichten, darum, an dieser Stelle vorwiegend Bildlis.

Jene die mal gerne selbst da rauf wollen, die Karte der aktuellen Zugänge, Wurf und Greit.

Bergwerke Gottschalkenberg

Vier Kohlebergwerke sind heute noch Zugänglich das oberste passte indes nid auf meine Karte darum verweisend auf Kohlebergwerk Sparrenweid http://blog.ateliereisen.ch/?p=2913

Von unten nach oben en paar Einblicke durch die drei Stollenwerke,

Hauptgesenk im Wurf

Im Wurf sind, mittels Gesenk, alle 4 Sohlen zugänglich. Im Bild Gesenk zwischen oberster und zweitoberster Grundsohle, Baujahr 1942. Die tieferliegenden Sohlen sind im Ursprung ca. 1840.

Bergwerk im Wurf

Zweite Rollstrecke aus 2. WK, das Mundloch zu dieser Sohle wie auch die nachfolgend tiefer gelegenen Stollenmünder sind verfallen.

Bergwerk im Wurf Gottschalkenberg

Aktueller Grubenplan zu dieser Haue.

Im Wurf II Gottschalkenberg

Nächst oberes Stollenwerk noch mit einem offenen Mundloch unter einer mächtigen Wurzel. Auch dies Bergwerk lässt sich so in etwa aufs 1840 datieren.

Im Wurf II Gottschalkenberg

Innendrinn, wie zu damaliger Zeit noch gang und gäbe, heimelig niedrige Stollendecke.

Über den nächsten Eingang werweissten wir ob dieser einem merklichen Versturz, im letzten Jahrzehnt, erlebte. Mein letzter Besuch im Bergwerk Griet (Baujahr 1839) war im Mai 2011.

Bergwerk Greit Gottschalkenberg

Ein kleiner Bildvergleich, 23. Februar 2024 vs Oktober 2010 zeigt, der Eingang war immer schon kuschelig eng. Der, im 2010 anwesende kleine Jagdhund visualisiert die damaligen Grössenverhältnisse.

Bergwerk Greit Gottschalkenberg

Innendrin, bescheidene Platzverhältnisse, wenig Kohle und mega viel Dreck.

Bergwerk Greit Gottschalkenberg

Und teils von der Decke gepurzelte Felsblöcke.

Wers Gwundert, Suchbegriff „Gottschalkenberg“ im Blogsuchfeld spuckt richtig viel Resultate.

Alte Bekannte und sonstig Bilaterales

Neulich war ich wieder im Bergwerklein Cava sul Rhein auch mal zum Gedenken an den jung verstorbenen Bergbaupionier Gustav Weinmann und aller Vorgänger.

Etwas Bilder an dieser Stelle kommt immer gut.

Cava sul Rhein

Einziges Bergwerk mit herrlichem Flusspanorama, Der Name ist definitiv Programm.

Cava sul Rhein

Innendrin viel Geologische Dramatik in mitten des leergeräumten Bleiglanzwerkes.

Cava sul Rhein

Der kleine Freund war auch so zum verlieben süss.

Cava sul Rhein

Und viel Versatz.

Cava sul Rhein

Gesenk am Eingang zu, Foto blick aufwärts.

Cava sul Rhein

Zur Verdeutlichung nochmals en Plan, in gross gibt’s den auf https://www.luisa.net/wp-content/uploads/2021/10/plan2016_V16.pdf

Und Abteilung Bilaterales, was so alles keucht und fleucht in Begleitung eines erfahrenen Urbanexers.

Tiba

Der Ur-Tiba

Wendelgetreppe

Ein sich umher windendes Wendelgetreppe.

Kesselanlage

Tief im Dunkeln, Kesselanlage, diesmal erhalten, Dampfmaschine Tandemverbund.

Generator

Wasserkraftanlage mit Generatorauskopplung.

Als Wirkungsgrad keine Rolex spielte

Ein vorzüglicher Ausflug schaffte überaus interessante Einblicke. Mir gänzlich unbekannt war die Armeeinterne Sauerstoffproduktion im beschaulichen Ilanz.  2007 aufgegeben, steht diese schmucke Lufttrennanlage noch heute.

Lufttrennanlage

Am Rande des Ortes, auf Gemeindefläche, liegt die Lufttrennanlage die Sauerstoff und Stickstoff aus der Umgebungsluft extrahiert.

Lufttrennanlage

In guter, damaliger Militärdoktrin galt Unabhängigkeit als absolutes Muss. Zuverlässigkeit und Robustheit sind, nach früherer Militärstandards, erstrebenswerte Maschinentugenden. Wirkungsgrad und Wirtschaftlichkeit indes damals kaum von Bedeutung.

So wird diese Lufttrennanlage unabhängig per Dieselgenerator mit bescheidenen 340 KVA getrieben und es funktioniert, dies noch immer, seit 1963.

Lufttrennanlage

Im ersten Schritt wird Aussenluft komprimiert. Die V4 Maschine verdichtet die angesaugte Luft auf stimmige 35 bar.

Lufttrennanlage

Folgen strömt das verdichtete Gas in den Trennturm, recht im Bild. In dieser Anlage wird mittels Kühlung die Luft in deren Bestandteile getrennt, Sauerstoff bei −183 °C / Stickstoff −196 °C. Mittig im Bild das Schaltpult für den Trennturm, links der Sauerstoff-Füllkompressor.

Lufttrennanlage

Nach einigen Zwischenschritten werden die zwei getrennten Gase, Sauerstoff und Stickstoff, nochmals kräftig komprimiert, maximal 220 Bar, um sie in die Stahlflaschen abzupacken.

Die Anlage kann besichtigt werden, Näheres auf https://www.sauerstoff-fabrik.ch

Und über Wirkungsgräder in Finanzen,

das hiesige Stück Erde mit dessen Bewohner und Bewohnerinnen ist definitiv am verarmen.  Während sind der materielle Wohlstand einer Gemeinschaft an den jeweiligen Militärausgaben widerspiegelt, liegt der kulturelle Zerfall in der aktuellen Unfähigkeit Sauerstoff und Stickstoff zu extrahieren.

Naja ich wüsste nicht wies gemacht wird.

Und noch mehr besinnliche Nachmittage

Wieder war eine kleine Forschungsexkursion angesagt und wieder war Schwerpunkt  die Befahrbarkeit alter Stollen des Bergwerk Horgen. Diesmal die geheimnisvollen Zementi-Stollen im Nordwestbereich des Rotwegstollens. Wichtiges Kriterium wieder, die CO2 Konzentrationen in den unteren unbekannten Abbauten sofern zugänglich.

Und wie so oft bei mir en paar als schön befundene Bilder.

Rotwegstollen

Blick zurück Richtung Tag, Besucherstollen Rotweg.

Rotwegstollen

Die geheimnisumwitterten Strecken rechts abzweigend. Im Bild Strecke D14, 810 m ab Mundloch Rotweg.

Zementistollen

Tendenz wie üblich sehr Breit aber selten angenehme Stehhöhe.

Zementistollen

Die noch verblebenden 3 Zementi-Stollen, benannt nach den Mergel-Abnehmer Zementi in Horgen, enden leider 2 nach etlichen Laufmetern in bis Decke verfüllt. Der 3. Kandidat sammelt rege CO2 bis Werte um die 4 Volumenprozent eine Weiterbefahrung gänzlich verunmöglicht.

Zementistollen

Noch steht ein mutiger Stempel 1 Km am Mundloch in einer halb aufgeschütteten Strecke.

Rotwegstollen

Wieder auf der Grundstrecke ein schönes Lichtbildchen des Versatzbaus.

Bergwerk Horgen

In der Übersicht liegen die Zementistollen im Nordwestbereich des Bergwerks. Die Stollen fallen, gemäss alten Plänen, bis 4 Meter unter die Hauptsohle Rotweg infolge sammelt sich toxisches CO2 in den Tiefstellen.

Bergwerk Horgen

Im Detail die heute bekannten Zementistollen, D12 mit CO2 4% tödlich ansteigend, D14, sehr lange Strecke und D18 mit einigen Abzweigern. D12 führt eindeutig ins Hauptabbaugebiet Zementi doch eine Befahrung ist unmöglich. Allerhöchst mit Atemschutzausrüstung noch erkundbar doch da einige Kriechstellen im Wege stehen wird die Befahrung mit umgeschnallter Atemschutztechnik zum reinen Martyrium. Manchmal da muss, trotz Neugierde, der schnelle Rückweg  obsiegen.