Nochmals eine Schwarzwaldgeschichte da offensichtlich die Schwarzwälder viel Industriegeheimnisse zu lüften wissen. Das Wetter war wunderprächtig und die Aargauer mit weiteren Provinzlern wussten ganz gehörig an der Streetparade zu nerven also die Gelegenheit um Stadt und alle Zubringerautobahnen weiträumig zu meiden. Solch Vorhaben lässt nur eine Himmelsrichtug zu, quer zum Shoppingtourismus ins dünn besiedelte Segalenbacher-Tal und der Ausflug lohnte. An dieser Stelle sei lobend das Werk von Helge Steen „Bergbau auf Lagerstätten des Südlichen Schwarzwaldes“ erwähnt welches dank präzisen Koordinaten uns an den schwer zugänglichen Relikten des Spät-Renaissance-Bergbaus führte. Da sowohl Helge Steen wie auch ich wenig zu den Gruben wissen, bevölkern einige Behauptungen wie auch schöne Bilder dies Blog hier.
Die erste Grube war unterhalb der Strasse, praktisch am Segalerbach zu, schnell gefunden. Wie die mitgebrachte UV-Leuchte zeigte, suchten die Bergknappen wahrscheinlich Flourit mit wenigen Bleiglanzeinschlüssen. Eine Seiger verlaufende Schicht weisst wenige Flouritklümpchen auf. Die Schicht ist eindeutig mit Hammer und Schlegel traktiert worden doch das liebe Fourit endet leider nach knapp 4 Stollen-Meter.
Da half auch der anschliessend feuergesetzte Sondierstollen wenig. Dieser endet ohne nennenswerte Fluoritspuren, zunehmend enger werdend, bei 15 Meter. Das Wasser ist nicht Weniges und nur dank Mattis Stiefel trockenen Fusses überwindbar.
Dieser Ausflug wusste mich eines Besseren zu belehren hinsichtlich der Fluoritverwendung. Entgegen meines Vorwissens war Flourit auch genannter Flussspat noch in Feuersetzzeit begehrt zur Glasfärbung. Dieses Bergbaurevier wage ich in die Kulturepoche des Spät-Renaissances, als milchiges Glas voll der Fetisch war, anzusiedeln.
Noch aber war längst nicht alles aus dem Revier, wahrscheinlich Sankt Blasien, erkundet. Ein viel mächtigerer Fluoritgang solle hoch zu Bach, irgendwo im Bannwald eingegraben, zu finden sein.
Und tatsächlich liegt in einer Felsnase nochmals ein feiner aber kurzer Stollen offen. Dies Teil folgte eindeutig dem beschriebenen Flouritgang. Der ausgeräumte Flouritgang lässt sich, anhand kleiner Geländesenken, trotz ausgedehnter Vegetation oberirdisch recht gut verfolgen.
Der Gang führt uns rund 60 Meter tiefer, immer noch in mitten des Urwalds, wieder an eine interessante Felsnase. Dieser Vorsprung scheint zweigeteilt.
Ein tiefer Abbauschlitz öffnet sich an verschiedenen Stellen.
Diese Grube scheint die ergiebigste gewesen zu sein. Der Gang ist mittels Stollen und Schächten an verschiedenen Stellen angefahren worden. Heute führen noch zwei Schächte ins Abbauwerk. Der Schlitz selbst ist rund 10 Meter Seigertiefe etwa 20 Meter in der Horizontale ins Berginnere führend. Selten ist die Schlitzbreite einen halben Meter überschreitend folglich ist die Bewegungsfreiheit im Werk eher auf unkomfortablen Seite.
Auf meinem Plänchen (Quelle Daten- und Kartendienst der LUBW) ist der Fluoritgang mittels roter Linie dargestellt wobei anmerkend die erste beschriebene Grube als Aussenseiter nicht auf der roten Linie sitzt. Alle weiteren Bergbauzeugen liegen auf genau dieser Ganglinie und sind unsererseits längst nicht restlos erkundet.
Vorbeitrag
Sankt Basiens Bleiglänzer und sonstige Fluoriter
Links
Helge Steens Webseite www.erzbergbau.de
Karte
Segalenbachtal
Neueste Kommentare