Es ist zweifelsohne nicht mein Forschungsgebiet jenes ob Beatenberg genannte Gruben am Niederhorn, respektive am Flöscherhorn.
Bis zu 10 Stollen sollen einst zwischen die Felsplatten, ins Kohleflöz getrieben worden sein. Die Suche all diesen Stollen, im abartig steilem Gelände, gestaltete sich schwieriger als gedacht hinzukommend geizen bisherige Forscher mit genauen Koordinaten oder sonstwie verlässlichen Angaben. Wohlgemerkt war auch unser Ausflug eher Touristisch als Wissenschaftlich motiviert. So wars hauptsächlich ein netter Familienausflug in prächtiger Landschaft mit abwechslungsreicher Stolleneinlage.
Klar ist, bei soviel gebirgiger Steilheit wär vielleicht was mehr Kletterausrüstung durchaus angebracht gewesen.
Von den 10 überlieferten Stollen sind uns letztlich deren 2 begegnet und diese sind aktuell touristisch gut erschlossen und kaum zu verfehlen. Die weiteren Untertägigkeiten verbergen sich gut in den zahlreichen Felsbändchen. Wenn man bedenkt das der Beatenberger Bergbau 1857 endgültig einging so erscheint die Möglichkeit einen weiteren Stollen aufzuspüren sehr, sehr gering. Da dies nicht mein primäres Forschungsgebiet ist, bleib ich hauptsächlich bei schönen Bildern.
An einem steilen Taleinschnitt liegt der wiederentdeckte und fein gepützelte Jägerstollen. Zum Glück führt heute eine Holztreppe ans Mundloch. Nach wie vor ists Gelände nur was für Schwindelfreie.
Der Kohlestollen, welcher ein Jäger in der Neuzeit wiederentdeckte, die Namensgebung sei geklärt, ist in gutem Zustand und von einem Freiwilligen-Trupp im den Jahren um 2005 neu hergerichtet. Folglich ist dies Bauwerk bedenkenlos Familientauglich. Viele Holzeinbauten stammen aus diesem Jahrtausend.
Das Südost fallende Kohleflöz wird in der Horizontale, auf eine Länge von rund 140 Meter, geschnitten.
Ein grösserer Aufhau folgt dem Flöz knappe 10 Meter, die durchgehende Flözstärke ist selten über 10 cm. Der Jägerstollen war folglich, so wie dieser sich heute zeigt, nicht Hauptabbau.
Sehr schmuck am Jägerstollen, der kleine See an Stollenbrust der zum Lampenversenken förmlich einlädt.
Ein weiteres Stollenwerk, in aller Munde und wahrscheinlich in allen Wanderführern, ist der Vorsassstollen, leicht unterhalb der Niederhorn-Seilbahnmittelstation Vorsass gelegen. Dieser Stollen trägt auch gerne den Namen Begegnungsstollen und ist, trotz reichlicher Vegetation drum rum, recht einfach zu finden ergo ein richtiger Begegnungsstollen welcher unmöglich zu verfehlen ist.
Auch dieser Stollen macht, bis auf wenige Ausnahmen, einen sehr aufgeräumten Eindruck. Die unterdimensionierte Holzzimmerung, aus den 2000er stammend, ist bereits wieder verfault und wie üblich an gut zugänglichen Stellen, ist auch hier ein Geocache versteckt was am Littering, ums Mundloch herum, erkennbar wird.
Der Vorsassstollen stammt aus dem Jahre 1842 und sollte das Kohleflöz treffen, was jedoch bei rund 140 Meter nicht geschah. Da die Vortriebskosten die zu erwartende Rendite zu übersteigen drohte, wurden die Arbeiten bei 140 Metern niedergelegt.
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Die Stollenbrust des Vorsassstollens ist weit weg vom Kohleflöz noch hinzukommend scheint das Flöz, bei zunehmender Tiefe, allmählich auszukeilen. Die blauen Punkte sind Stollen die ich aus älteren Karten zusammenreimte. Kennen tue ich heute einzig den Jägerstollen und den Vorsassstollen. Die rote Linie markiert unser, eher erfolglose, Suchtrack.
Also bleibt eindeutig:
Jägerstollen 625118 / 172671
Vorsassstollen 625318 / 172194
Alle anderen sind noch zu entdecken wobei Einiges inzwischen bereits darüber verfasst wurde indessen eher dürftig in dessen Genauigkeit.
Vielleicht am ehesten Hilfreich der Plan von Zöller aus 1802 welcher, als Nummer zwei, vermutlich den heutigen Jägerstollen ausweisst. Jedoch, wo Zöller Niederhorn meint ist her Flöscherhorn zu verstehen. Auch im Plan zu erkennen, der Jägerstollen scheint zu damaliger Zeit eher klein und unbedeutend gegenüber den zwei südlich gelegenen Stollenbauten.
Im 1771 wird der dortige Kohlebergbau urkundlich erstmals genannt.
1796 sollen indes die Arbeiten, mangels Rendite, wieder eingestellt worden sein.
1801 Beginn einer weiteren Abbauperiode mit viel Stollen wie im Plan von Zöller genannt.
1834 sind 8 Stollen aufgefahren mit einer maximalfördermenge von 250 Tonnen pro Jahr.
1841 Der Staat Bern übernimmt die Bergbaubetriebe am Beatenberg.
1842 Baubeginn des Vorsassstollens.
1857 Endgültiges Aus der Abbauarbeiten.
In den folgenden 2 Weltkriegen werden lediglich Untersuchungen auf Abbauwürdigkeit durchgeführt. Die Stollen indes verfallen allmählich.
Heute ist klar, insbesondere der Transport der begehrten Kohle wirkt, aus heutiger Sicht, wie ein Kamikazekommando. Erstmals musste die Kohle auf die Felskante geschleppt werden ehe sie bequem nach Beatenberg hinunter geschlittelt werden konnte. Der Vorsassstollen wäre die Lösung eines, schier unüberwindbaren, Transproblems gewesen wäre dieser nicht weit fern eines Abbauwürdigen Kohleflözes gelegen. Weder im ersten Weltkrieg noch im zweiten Weltkrieg erschien das Projekt Vorsassstollen, angesichts eines doch sehr dürftigen Flözes, realistisch.
Und so warten die vielen Stollen immer noch auf Entdeckung.
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