Monat: Oktober 2013

Urserianische Kupfererze

oder doch nur trockenes Aktienpapier?

Und wieder war ich hoch zu Berge diesmal im schönen Fleck Ursera. Einblicke waren mir und meinen Freuden ins Bergwerksareal Gruoba, eingangs Ferrearatal,  gewährt. Diese Eindrücke will ich hier etwas detailierter wiedergeben. Somit vorweg, im Gegensatz zum hiesigen Blogvorbeitrag  solle dieser Artikel nicht einzig als Reiseberichtchen hinhalten. Ich will versucht sein die etwas genauere historische Rekonstruktion zu wagen oder, böse Zungen wären geneigt zu behaupten, ich lasse wieder einst meine Fantasie ungebremst vom Stapel.

Bergwerk Gruoba

Bergwerksgebäuderuinen Gruoba Ursera (Bild Hochsommer 2011)

Am Samstag den 19.10.2013 traf sich ein neugieriges Grüppchen welches, in verschiedenster Zusammensetzung bereits die besagten Bergwerke wage kannte, zu umfangreicher Erkundung, angeführt hierbei, wir 4, Hansjürg, Matti, Gina und ich, vom Gruobakennern Sepp und dessen Sohn Sidney. Klar resultierten einige äusserst interessante Eindrücke zum Heute und zum Damals.

Erstmals Heute, grosse Teile der Stollenwerke können mehr oder minder, teilweise eindeutig eher minder, sicher befahren werden.  Wie schon Vorbeiträge von mir zeigen, ist das Areal über eine beachtliche Fläche verteilt. Wir beschränkten uns bei unserer Erkundung auf die Hauptanlage Gruoba auf rund 1500 Höhenmetern.

Bergwerk Gruoba

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Auf einer Fläche von rund 600m mal 200m liegen diverse Stollenbauten wie auch Gebäude verteilt. Die heutig auffindbaren Zeugen stammen hauptsächlich aus der Bergbauepoche der Val Sassam Mines Company Ltd. Dieser Epoche will ich hier hauptsächlich beschreiben.

Drei Hauptabbaustellen treiben die Männer der Val Sassam Mines Company, nach wahrhaft optimistischer Prognose, ab dem Jahre 1866 auf Grouba voran. Alle Werke waren vor den Britten bereits bekannt. Mit einem Aktienkapital von umgerechneten 2 Millionen Franken öffnete die Britische Gesellschaft alte Stollen, baute neue Stollen und errichtete aufwendige Infrastrukturanlagen.

Hinzukamen etliche Sondierstollen und Schürfungen rund ums Gruobagebiet. Eines der grössten Mysterien etwa, der Römerstollen welcher in aktuell auffindbarer Form über eine Länge von über 200 Meter einzig durch tauben Fels führt.

Die 3 Abbaustellen waren, entgegen des prognostizierten Kupfer und Silbersegens, nur minder ertragsreich trotzdem sollen die Stollen im Umfeld dieser Werke um ein Kilometer gewachsen sein.

Bergwerk Gruoba

In der westlich liegenden Abbauzone  wurden mittels Stollen die erzführende, steil aufwärts verlaufende, Schicht, abgebaut.  Im Bild der hochliegende Stollen Calzina (4) welcher die flach auskeilende Kupferkiesschicht anfuhr.

Bergwerk Gruoba

Westlich des Stollenwerkes Calzina (4) die mächtige Abbauspalte welche von den Stollen Metacalzina (1), Cantina (2) und Rebasso (3) bearbeitet wurde. Im Bild das Niveau Cantina (2),

Bergwerk Gruoba

welches, wie unlängst erkennbar, einige Klettertechnische Herausforderungen unserer Gruppe stellte.

Ob der gewünschte Ertrag diese Abbauspalte je erbrachte, mag ich indes bezweifeln. Unsere geologiebewanderten Forscher vermochten  in der mächtigen Halde vor den 3 Stollenbauten kaum die nennenswerte Spur des begehrten Kupferkies ausmachen.

Bergwerk Gruoba

Im tiefst gelegenen Stollen Rebasso (3) sind weitere Seitenspalten mit Versatz gefüllt. Im Bild die Versatzstützenden Spundwände. Links dieser Spundwände  Bergwärts, Richtung Hauptspalte, eine gefährlich mit Holz abgedeckte und mit Wasser gefüllte Abtäufung welche anno Britten zur Weiterverfolgung der Erzschicht angelegt wurde. Heute ist das überklettern dieser Holzkonstruktion, auf welcher, um 1867 Grubenhunte geschoben wurden,  ein äusserst gefährliches Unterfangen. Meiner Vermutung nahe dürfte dieser Stollen Rebasso (3) als letzter Fahrstollen bis zur Aufgabe des Bergwerkes im Jahre 1869 geamtet haben.

In tauben Seitenzweig des Stollen Rebasso (3) ein weiteres Mysterium welches unsere Fantasie ausgiebig murmeln lässt.

Bergwerk Gruoba

In Stein gehauen ein Rechteck in welchem die Ziffer 1 und ein Kreuz zu finden ist. Das Kreuz könnte auf ein Todesfall zurückführbar sein, die Ziffer wiederum ist kaum zu deuten. Die Betriebszeit des Stollens bewegt sich zwischen 1864 und 1869, ergo nirgends ist die Ziffer 1 enthalten. Vielleicht nennt die Ziffer der einzige geschehene Todesfall. Dies jedoch wäre auch kaum Logisch zumal bei Betriebsschluss eine fleissige Seele noch die Nummer hätte einschlagen müssen. Vielleicht auch eines der Arbeiter, aus der Nachbarschaft Andeer oder Ausserferrera, welcher in Gedenken an ein mögliches Opfer, lange nach Betriebsende 1869, die Nummer anbrachte.

Ausserhalb des Stollens Rebasso etwas emporsteigend Richtung Nordost ein weiteres Bergbaurelikt.

Im Mittelteil des Areals oberhalb der Bergbaugebäuden ein Tagbaubereich, mein Nümmerchen (9), welcher eine ausgedehnte Halde zurückliess. Nicht grösser dürfte hier der Ertrag gewesen sein. Die herumliegende Halde passt in etwa Volumenmässig ins fehlende Geländestück.

Bergwerk Gruoba

Im nördlichen Teil des Hügels indes findet sich ein weiterer sehr interessanter Hauptabbauteil, vielleicht war dieser Teil gar der Ertragsreichste.

Unsere Gruobaexperten wissen zu dieser Zone einige wichtige Zeugen zu deuten. Im Bild wird ein Graben sichtbar welcher an einem verschlossenen Schacht endet. Erzählt wird von sehr alter Bergbauanlage, noch vor der Val Sassam Mines Company, die mittels Senkrechtschacht Kupfererz förderte. Der Graben wiederum lässt auf Entwässerung schliessen. So könnte durchaus aus dem Schacht nicht nur Stein und Erz gezogen worden sein, auch möglich das aus diesem Schacht das Stollenwasser gezogen wurde welches anschliessend bequem in dem Graben zum Abfluss gekippt wurde. In Nähe des Schachtes steht noch aktuell der Rest eines Schmelzofens was auch wieder Indiz für ein alter Bergbau ist.  Die Briten nutzen diese Haue mittels Fahrstollen Bethlehem (10) um die Erzschichten weiter abzubauen.

Bergwerk Gruoba

Der Bethlehemstollen (10) ist heute einzig über den alten Abbau erreichbar. Der eigentliche, grosszügig von der Val Sassam Mines Company, angelegte Fahrstollen ist im Eingangsbereich verstürzt. Somit erfolgt der Einstieg über Gesenkten an drohend wirkenden Spundwänden vorbei. Im Bild der Fahrstollen Bethlehem an der Abbaustelle.

Im Bethlehemstollen wie auch im Rebassostollen sind noch heute Holzschienen einer Stollenbahn mit rund 60 cm Spurbreite zu finden.

Bergwerk Gruoba

Die Schienen waren früher mit Winkelblech an der Fahrkante verstärkt. Doch, nach britischer Manier, sind all die Winkelbleche rückgebaut worden. Ohnehin ist kaum die Spur des damalig begehrten Eisens zu finden, ratzeputz schien der Aufräumtrupp sämtliches Metall auszubauen.

Bergwerk Gruoba

Die Bahn im Bethlehemstollen schlängelte sich rund 200 Meter durch dem Berg hindurch. Am Mundloch indes sind schwere Blöcke gestürzt welche den Eingang sperren, Wasser staut sich in der Folge auf rund 30cm Höhe.

Bergwerk Gruoba

Am Gegenende des Fahrstollens Bethlehem unterhalb des zugebauten antiken Schachtes ist noch eine Erzrutsche erhalten. Dies Teil zeugt von erfolgtem Abbau in naher Zone Bethlehem. Der alte Schacht (11) aus früherer Bergbauepoche, dürfte, wie bereits erwähnt, als Förderschacht gedient haben. Die Val Sassam Mines Company-Männer schlossen diesen mit Holzpranken und nutzen stattdessen den luxuriösen neuen Fahrstollen.

Wie bekannt in Schweizer Bergen  keilen auch in Ursera die begehrten Erzschichten schnell aus. Ein alter Stollen welcher gelangweilt rund 70 Höhenmeter tiefer zur Felsspalte herausspähte wurde in den Jahren der Val Sassam Mines Company erweitert und in sportliche Längen von über 200 Meter vorangetrieben. Ob die Nordländischen Ingenieure dies Werk Römerstollen (12) tauften, entzieht sich meiner Kenntnis. Heute, wie auch zu Eschers Zeiten, ist die Bezeichnung Römerstollen in aller Munde und aller Bücher.

Der Römerstollen (12) solle, so glaube ich, die Hoffnung eine weiterführende Erzschicht bei schräger Unterfahrung des Bethlehemreviers anzutreffen, genährt haben. Indes  zuschlug sich diese Hoffnung über die gesamte Strecke im tauben Stein.

Und was war,

eine kleine Rekonstruktion des Bergwerkes wie dieses um 1868 hätte ausschauen  können.

Bergwerk Gruoba um 1868

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Das Bergwerk Ursera bei Andeer war lange bekannte Abbaustelle für Kupfer und sehr weniges Silbererz. Nachricht zum Bergbau auf Ursera findet sich ab ca 1600. Der Flurname Gruoba lässt auf alte Grubenbauten schliessen. Tatsächlich finden sich rund um den geografischen Ortsnamen Gruoba diverse kleinere Stollen wie auch alte Verhütungseinrichtungen.

Wahrscheinlich geblendet von all den Bergbauspuren bildet sich im Jahr 1864 eine Bergbaugesellschaft genannt „Val Sassam Mines Company Ltd“. Die optimistische Prognose der englischen Geologen bestärkt gar die Unternehmungslust der Bergbauer wie auch die Gier der Aktionäre.

Die Aktiengesellschaft Val Sassam Mines Company Ltd, eine Tochterunternehmung der John Taylor & Co, steigt mit umgerechnet 2 Millionen Franken Kapital ins Ursera-Hochland. Mit grosser Kelle werden diverse Bauten, die teils noch bis heute überdauerten, errichtet. Zu denn wieder aufgeschlossenen Gruben kommen einige Stollen von grosser Mächtigkeit hinzu. Einige Gebäude wie auch Bahninfrastruktur entsteht in rasanter Zeit von wenigen Jahren.

Der Wald ist, wie in meiner Zeichnung erkennbar, zu dieser Zeit wahrscheinlich deutlich geschrumpft. Die herumstehenden Verhütungsanlagen (14) aus früherer Epoche, dürften einiges Holz weggefressen haben hinzu kamen Grubeneinbauten und mögliche Gebäude.

Die Val Sassam Mines Company ihrerseits benötigt grosse Mengen an Bauholz für Einbauten, Schienen, Infrastruktur und Gebäude.

Am östlichen Felsabsturz wird eine Seilbahn (13) eingerichtet. Diese Seibahn mündet im Talboden des Ferraratals. Zum Verladen der Seilbahnkesseln wird eine Silobrücke (15) gebaut über diese verläuft ein Industriebahngeleise (16) wahrscheinlich Spurbreite 3 Fuss (90cm). Mit dieser Bahn ist sowohl das Revier Behtlehem wie auch das Rebassosystem im Westen, mit dessen 60er Stollenbahn (17) erschlossen.

Im Westteil werden Gebäude für Unterkunft der Arbeiter (6) wie auch die Technischen Betriebsgebäuden errichtet.  Am Hang könnte das Sprengstoffmagazin (7) platziert gewesen sein.

Nahe Stollenmundlöcher Rebasso (3) und Cantina (2) stand einst eine grosse Schmiede und Werkstattgebäude (5). Naheliegend das auch, an benachbarter Position, Holzlager (18) und Sonstige Depots zu finden waren. Die Vorsortierung des Erzes geschah am Mundloch zu, auf den, teilweise mit Stützmauern ausgebauten, Handscheideplätzen (20). Während wertloses Gestein die Abbraumhalde hinuntergekippt wurde, sammelten fleissige Hände die begehrten Erze ein um diese, auf Rebassoseite, mittels Erzrutsche (19) in die 3 Zollspur-Rollwagen zu verladen.

Anfänglich wurden die Erze an der Seilbahntalstation in Fässern umgeladen und nach England, zur Weiterverarbeitung, verfrachtet.

Englischer Flammofen

Bild, Englischer Flammofen (Sommer 2011)

Gegen Ende der Val Sassam Mines Company entsteht im Ferraratal, an der Talstation, ein englischer Flammofen mit welchem, mehr oder minder erfolglos, Verhütungsversuche unternommen werden.

Die Anlage erfreute sich des regen Betriebs bis 1869. Der Erfolg einer damalig viel zu optimistischen Einschätzung indes blieb aus.

Im Jahre 1872 wird die Aktiengesellschaft Val Sassam Mines Company Ltd liquidiert. Das gesamte Aktienkapital ist in nur 5 Jahren Betriebszeit dahin geschmolzen. Alles was nicht niet und nagelfest ansteht wird abgebaut und weiterverkauft. Metallisches findet sich kaum noch auf dem Areal.

Diverse Konzessionen werden fürs Urseragebiet ausgestellt doch keine der Nachfolgegesellschaften nahm je wieder den Bergbaubetrieb auf. In der Folge verfielen sämtliche Konzessionen ungenutzt.

Im Jahre 1981 konstituierte sich der Verein Pro Gruoba welcher die Relikte aus vergangener Bergbauzeit  in mühsamer Kleinarbeit wieder herrichtete und Pflegte.

Heute wird dies Bergwerk unter Federführung des Vereins Erzminen Hinterrhein, in den Sommermonaten, für Führungen genutzt.

Auch Usus, die alljährlichen Schulklassen der Rudolf Steiner Schule welche dortig ihr Vermessungspraktikum absolvieren.

Abschliessendes zu diesem Text

Quellen
Bilder, Luisa

Karte,
Grundbasis Höhenlinien, Felsen, Gebäude, Bahntrasse Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland (Feldmessprojekt Juni 2003, Nicolas Würmli)
Gruben, Eduard Escher (BEITRÄGE ZUR GEOLOGIE DER SCHWEIZ, Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Mittelbünden und im Engadin)
Zeichnerische Umsetzung Luisa

Anlagenkenntnisse,
Sepp Beeler, Stephan Wanner (Pro Gruoba).

Meine Vorbeiträge
Das Geheimnis von Ursera
Betlehem ist überall
Römerstollen
Wo sich Eisen versteckt

Links
Naturpark Beverin, Wissensplattform Bergbau
Gemeindeseite Ferrera, Bergbau

Kohlebergwerk Schlafegg weitere Tiefsichten

Zweifelsohne, suboptimale Wetterbedingungen grüssten uns neulich bei unserer erneuten Befahrung der Kohlegruben Schlafegg. Umso hochkarätiger das Team welches sich dem Bergwerk aus dem 2. Weltkrieg annahm. Begleitet wurden wir, Gina und ich, von den treibenden Kräften des Vereins Freunde des Bergbaus in Graubünden, Elsbeth und Jann. Beide zwei äusserst erfahrene Bergforscher sowohl innen wie auch aussen am Berg.

Wetterschacht Bergwerk Schlafegg

So packte ich die Gelegenheit zur Ankersetzung möglicher Abstiegsmöglichkeiten in die Strecke Nord. Und wenn doch diese Befahrung teilweise hochalpine Züge annahm so war der Aufstieg mit Akku-Bohrhammer dank Hilfe unserer Bündner Bergbaufreude erstaunlich fix möglich.

Anker waren schnell gesetzt. Zwei derer zu finden unterhalb des Totenkopfs am Schachtkopf des Schachtes Nr. 7 Ende des Gesenks I. Diese Anker werden zur Erkundung der Nordreviere im 2014 Verwendung  finden.  Mit unseren Gästen indes wollte ich den Südteil genauer ergründen.

Wie üblich schlüpften wir auch diesmal zum Ventilationsschacht hinein.

Abbau Bergwerk Schlafegg

Und erinnernd, der Blick senkrecht hinauf zur Arbeitsbühne welche als tödliche Falle sich unterhalb des Querschlags 1837 versteckt.

Auch wie üblich ,über die Grundstrecke 1822 sollte der Abstieg ins Hauptbergwerk über unseren, letztjährig mit Anker ausgestattetem, Schrägschacht funzen.

Schrägschacht Bergwerk Schlafegg

Womit wieder Abseilen angesagt war. Im Bild Gina beim erstmaligem Abseilhandwerk. Entgegen jedoch früherer Befahrungen steuerten wir Zielsicher die Südabbauten an. Die Hauptkluft ist nicht gänzlich ungefährlich hinzukommend ist diese Spalte meist unüberwindbares Hindernis zu interessanten Zonen.

Die Südreviere wiederum schien ich bei den letzten Befahrungen sträflichst vernachlässigt zu haben. Der Einstieg in die Aufbruch-Ladestrecke erfolgte ohne jede Anstrengung nach übersteigen eines Versturzes. Was mich damals für ein Stollenflash überkam ist mir noch heute schleierhaft. Lange glaubte ich das diese Zone unerreichbar bliebe. Die Realität belehrte mich eines Besseren und so kam ich in den Genuss einer erstaunlich intakten Bergwerksanlage im Südteil.

Versturz Bergwerk Schlafegg

Meist finden sich Verstürze bei geschlossener Türstockzimmerung. Die oberhalb drückende Lehmschicht vermag, nach Jahre der Balkenfäulnis, den Stollen vollständig einzudrücken. Solch eine Situation findet sich im Südrevier sowohl am Stollenfenster Grundstrecke IIS wie auch mitten in deren Grundstrecke. Auch so beim Einstieg ins Südrevier wenn doch dieser Versturz überkletterbar ist.

Fahrstollen Bergwerk Schlafegg

Die Strecke welche die Aufbrüche 1 bis 8 erschliesst indes, scheint, grösstenteils in gutem Zustand, geduldig auf bessere Zeiten  zu warten.

Aufbruch Nr. 4 Bergwerk Schlafegg

Die Aufbrüche selbst steigen im 30 Gradwinkel Westwärz bis zu 30 Meter empor. Gearbeitet wurde hier im Pfeilerbauverfahren. Immer wieder sind grosse Pfeiler zwischen den Aufbrüchen stehengelassen worden. Ergo sind noch heute reiche Kohlevorkommen in dieser Zone zu finden. Grosse Teile der Kohle stehen zu Stützzwecken oder mangels Abbauwürdigkeit  noch heute in der Kluft.

Aufbruch Nr. 4 Bergwerk Schlafegg

Gespenstisch gar wirkt die Aufbruchsnummerierung am Türstock befestigt als wäre noch vor wenigen Minuten der mit Kohle beladene Zug untendurch gebraust.

Holzverschlag Bergwerk Schlafegg

Ein Geheimnis indes bleibt der kleine Holzverschlag am Ende der Aufbruch-Förderstrecke bei Aufbruch Nr 1. Rückwandig ist Versatz aufgeschichtet als wäre einst der Stollen hier weiterführend gewesen. Jann tippte auf eine ehemalige Wettertüre mir indes war hier kein Stollenfenster bekannt womit ich die Theorie eines Sprengstoffmagazins vertrat. So genau werden wir wahrscheinlich dies nie wissen. Die Grubenpläne aus dem Büro für Bergbau wissen auch nichts darüber.

Grubenplan Schlafegg

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Das Revier Aufbrüche Kohlekluften Süd ist in erstaunlich gutem Zustand nach wie vor kann diese Zone jedoch nur über den Schrägschacht mittels Abseilen erreicht werden. Unerfahrene Seilkünstler sollten folglich diesen Abstieg besser meiden. Weiter trennt diese Zone ein kleiner Versturz welcher jedoch leicht zu überklettern ist. Das einte Stollenfenster bleibt eindeutig verschüttet. Der Zustand des zweiten Stollenfensters auf 1822 m am Ende des Querstollens zu Aufbruch Nr. 1 ist uns nicht bekannt. Zug gibt’s keinen im Stollen trotzdem lässt das Wetter keine Gefahren erkennen. In Schacht Nr. 6 ist Wasser die anschliessende Tiefensohle  scheint jedoch trocken zu liegen.

An der Hauptkluft nahe Gornuschacht setzten wir keine Anker, zu gefährlich erscheint der 58metrige Abstieg in weitere Tiefensohlen. Stattdessen werden wir, die noch nicht bekannten Tiefensohlen, versuchen über die Nordstrecken anzufahren.

Somit hier mal wieder erwähnt, zumal Pfadisprayereien omnipräsent die Stollenwände zieren.

Dies Bergwerk beinhaltet NICHT ZU UNTERSCHÄTZENDE GEFAHREN.

Vorbeiträge:
Schlafegg, die ganz grosse Kelle
Schlafegger Braunkohle, die Hauptstrecke
Braunkohlegruben Schlafegg
Kohlegruben Schlafegg
Berner Oberländer Braunkohle

Und klar,
herzliches Dankeschön Jann und Elsbeth von den
Freunden des Bergbaus in Graubünden

Guppenalp das Ende der Seeungeheuer

oder, vieler Mythen erleichtert

Wieder trafen sich zwei Generationen Guppenforscher, wie letztmalig in gleicher Zusammensetzung, Gina, Matti, Hansjürg und meine Wenigkeit in solch schöner Landschaft. Ziel unserer Reise war die letzte noch mir und Gina unbekannte Grube. Ein Stollenbau welcher meine Nummerierung  richtig hässlich durcheinander bringen sollte. Und da doch einige Kritik an meinen Grubenbezeichnungen laut wurden, drängte sich ohnehin ein Redefinieren der Berghauen auf.

Also, ehe schwergewichtig ich mich dem Reiseberichtchen zuwende, aufs Risiko hin das mich einige abgrundtief hassen werden, die neue Grubennummerierung. Da mir die Spuren von Kaspar Zimmermann am ehesten zusagen, ich jedoch mich teils gewaltig in deren Deutung Irrte, will ich diesem Herrn alle Ehre schenken und dessen Grundbetrachtung weiterführen.

Also hierbei erstmals die Standorte genauer erklärt.

Übersicht Eisengruben Guppen

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Herr Kaspar Zimmermann macht einzig Richtiges. Er nimmt die Karte und definiert die erste grössere  westlich gelegene Grube als „Grube I“. Nach Osten hin zählt dieser besagte Herr römisch aufwärts, also Grube II und Grube III.

Eisenbergwerke Guppenalp

Wir, Luisa, Hansjürg und manchmal weitere Verwirrte,  indes wanderten von Sünden nach Norden und erkannten logischerweise Erstere ganz Links und darauffolgend Nummer 2, Nummer 3 und Fortlaufend.

Inzwischen sind die 2 von Kaspar Zimmermann gezeichneten Gruben eindeutig  identifiziert, womit deren Nummerierung klar und logisch erscheint. Die Folgegrube  Nummer 4 ist unsereins entdeckt worden, siehe Vorbeitrag, worauf sich deren Nummer, trotz geografisch verwirrendem Standort, begründet.

Die Gruben Nummer 5 bis 7 sind kleine Schürfstellen oder verstürzte Werke die gegenwärtig kaum tiefer als 2 Meter ins Felsreich stechen. Trotzdem sind die kleinen Hauen nennenswert da diese des Verständnisses eines Werkareals um 1500 herum, dienen, dienen könnten.

Die Grubenbezeichnungen indes bleiben nach wie vor Widersprüchlich und je nach Erkunder teils komplett verschieden.  Um einige zu Nennen, von West nach Ost betrachtet.

  • Kaspar Zimmermann Grube I , Grube II, Grube III
  • Kaspar Zimmermann im MINARIA HELVETICA 20a/2000 Grube 1, Grube 2
  • Hansjürg Keller  Grube 3, Grube 2, Grube 1
  • Meine Wenigkeit durch all die verwirrten Stadien so ziemlich jede Kombination.

Nun aber, da wir glauben  uns Eins, Uneins, bezüglich der Nummerierung zu sein, zurück zum Reisebericht.

Bei herrlichem Wetter, was für ein Glück, wanderten wir erneut ins Bergwerksareal Guppenalp dies aus Betrieibsjahren 1538 bis 1560. Wie schon erwähnt wollten wir diesmal die Grube 3 erkunden und mit allerlei Grubenplänen abgleichen.

Hinzu kamen immer wieder neue Updates von irgendwelchen Neuentdeckungen welche der Sache noch zusätzliche Unsicherheit verpassten.

Grubenplan Grube 3

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Zweierlei Grubenplänen hierbei erwähnt, Links die Fassung von Kaspar Zimmermann aus 1980 mit Ergänzungen von Matti und rechts die neuere Fassung aus dem Minaria Helvetica aus Jahren 2000. Beide Pläne sind nicht über jeden Zweifel erhaben. Massgebliche Details wie Versatzwände und Versturzstellen fehlen gänzlich und beeinträchtigen die Qualität der Zeichnungen.

Meine Fassung so hoffe ich solle etwas mehr Klarheit ins Berginnere bringen.

Grubenplan Grube 3 Guppen

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Ich war bemüht meinem Grubenplan etwas mehr Leben, in Form von Details, einzuhauchen um des Verständnisses damaliger Verhältnisse willen.

Eisenbergwerk Guppen

Im mächtigen Felsschlitz, von der Alphütte aus gut sichtbar,  sind noch heute zwei Stollen, welche zum System Grube 3 gehöhren,  fahrbar. Beide sind jedoch an etlichen äusserst eng und teils nur unter grosser akrobatischer Leistung fahrbar.

Eisenbergwerk Guppen

Der Stollenboden ist weite Strecken mit feinem aber äusserst schmerzbereitendem Bruchstein bedeckt. Einige Indizien, wie Stollenhöhe, lassen eine immens anstrengende Kinderarbeit,  beim Herausschleppen der Eisenerze, vermuten.

Eisenbergwerk Guppen

Die wenigen noch vorhandenen Holzstempel sprechen eine eindeutige Sprache. Hier war der stetige Bergdruck massiv und trotzdem sind einige Holzeinbauten nach 500 Jahren noch tapfer am Stollendecke halten. Auch wurde viel Versatz in den teils 4 mal 4 Meter grossen Hallen verbaut.

Eisenbergwerk Guppen

Mache Stollen sind von Deckenplatten komplett verstellt. Mittels Licht durchschimmern und Zurufen könnten wir, die im Minaria Helvetica Grubenplan gemessenen Stollenverläufe überprüfen. Im Bild verstürzt der Stollen im Hintergrund zunehmend mittels Deckenmaterial.

Eisenbergwerk Guppen

An etlichen Stellen sind deutliche Schrämspuren sichtbar auch zu finden diverse Aschenreste die auf ein, damalig sehr verbreitetes, Feuersetzen schliessen lassen. Ergo erscheint die Grubenhaue nun in logischer Funktion wie folgt.

Wahrscheinlich sind einst in der ersten Phase, einer feinen Eisenerzschicht folgend, 2 Stollen im Schrämvortieb gehauen worden. Beide Stollen treffen am Ende Ostwärts spitz aufeinander. Diese Stollenkombination dürfte die nötige Kaminfunktion erfüllt haben um zwei Hallen, in welcher Erznester sich mehrten, mittels Feuersetzten, auszubrechen.

Am von Nordwest zu Südost verlaufenden Stollen sind in einer weiteren Phase zwei Seitenstollen, Südwestlich verlaufend herausgeschrämt worden. Diese Hauen fuhren weitere Erzlager im Berginnern an. Um mittels Feuersetzten die Erzlager abzubauen, mussten Luftzirkulationsverbindungsstollen im hintersten Teil der Gruben angelegt werden. In dieser Phase wird rege Versatzmaterial in leergeräumte  Hallen aufgebaut. Die Grubenstruktur ändert immer wieder dessen Form.

Als letztes Bauwerk wird ein Stollen Südwest verlaufend angelegt. Indes verliert dieser mit abnehmenden Erzertrag an Nennprofil. Der Aushub wird als Versatz im ehemaligen zweiten Hauptstollen verarbeitet. Trotzdem trifft dieses Werk mit schmalem Durchschlupf auf die westlichste Halle und dürfte fürs Feuersetzen als Zuluftstollen geamtet haben.

Wie dies Bergwerk einst genau aussah und wo überall Hohlräume zu finden sind ist schwierig zu erahnen, auch meine Vorgänger hatten hierbei keine eindeutigen Erkenntnissen. Der Versatz lässt kaum klare Felskonturen erkennen auch dürfte dieser Versatz über die Bergbauperiode hindurch hin und her gewandert sein. Hinzukommend waren wahrscheinlich bereits damals die Bergarbeiter mit einer äusserst labilen Stollendecke konfrontiert was all die herumstehenden Holzstempeln erklärt.

Eisenbergwerk Guppen

In hinterster Halle tauch ein weiteres Mysterium auf, diesmal jedoch eines aus Neuzeit.  Auf einem Steinmändli thront ein improvisiertes Holzkreuz nebenan die Reste eines Vogeltiers. Ich, mit meinen beschienenen Biologiekenntnissen, vermute den skelettierten Flügel und Teile der Wirbelsäule  einer Taube oder gar eines Huhns. Das Holzkreuzchen ist aus Industrieholz, also dies oder letztes Jahrhundert. Der Steinhaufen solle bereits im 89 dortig vorgelegen haben. Mir scheint als hätte sich an besagter Stelle ein etwas eingekiffter Goth eine kleine Kultstätte eingerichtet. Gerüchte kursieren wonach die Grube 3 einst ein Verwahrloster bewohnte.

Eisenbergwerk Guppen

Ein dort hängender Kleiderbügel etwa könnte dies Gerücht erhärten.

Naja so genau werden wir dies wohl nie erfahren indes ist mir nun einiges zu diesem Bergwerk klarer. Die genaue Geschichte und deren Entwicklung zu erkunden, ein Thema welchem ich mich gerne kommend auf Luisa.net widmen möchte. Bis dahin bleibt ein Ausflug voller toller Erinnerungen und eindeutigen Erkenntnissen.

Eisenbergwerk Guppen

Und allerletzt noch ein Bildchen des Ausstiegs in den Schlitz Grube 3, weils so schön war.

Quellen Bilder
Luisa / Matti / Gina

Quellen Grubenpläne
Luisa / Hansjürg / Matti / Kaspar Zimmermann Minaria Helvetica

Vorbeiträge
Guppenalp, keine Seeungeheuer
Das Geheimnis des Isenbergs letzer Beitrag
Und nochmals Guppen die Ausarbeitung 3er Besuche
Guppen die Suche nach dem Hauptvorkommen
Handverlesenes Eisen ein erster Guppenbesuch

Links zum Guppenalpbergwerk
Bergknappe Nr 22
HJ Keller Guppenseite