Wieder ein mal, nach langer Abstinenz, wagte ich ein kleines Hallo ins Berner Oberländle. Einer meiner ersten erkundeten Bergbaurelikte, genannte Gnadensonne bei Trachsellauenen, liess seit 2011 einige Fragezeichen offen. Unterdessen, mein Begleiter Matti und ich, durchwegs im Seil beübt, stiegen wir ab in allerlei Zwischensohlen dieses legendären Bleibergwerks. Die Gegend, das Japanerüberlaufene Lauterbrunnental, zweifelsohne, schon nur der Landschaft willen, immer wieder ein Besuch wert. Und das Bergwerk, welchem seit 1470, in wechselenden Abbauperioden, deren 6 sind genannt, immer wieder Aufmerksamkeit geschenkt wird, war diesmal auch unser Hauptziel. Die Stollenwerke folgten einem Barytgang und dienten vorwiegend der Förderung von, eben Schwerspat, Blei und Zink wobei das Hauptinteresse damals dem Blei galt. Ich selbst, mit doch eher minimalen Gesteinskenntnissen, erkannte kein, fast senkrecht verlaufender, Barytgang in den Wänden und Firsten. Einzig die UV-Lampe meines Begleiters könnte den Schwerspat punktuell etwas zum Erhellung bringen. Nun ja, die Gesteinskunde ist auch keineswegs meine Kerndisziplin indessen offenbarten sich mir einige fein entwickelte Handwerkskünste damaliger Bergbautradition.
Die gefundenen Artefakte wie auch die schwer erreichbaren Stollen machen diese hiesige Geschichte definitiv äusserst Bildintensiv. Mal beginnend, ganz entgegen meiner Tradition, sollen erstmals die Pläne sprechen.
So richtig Leben kehrte ins Bergwerk um die Jahre 1790 ein, damals sind etliche Anlagen entstanden aus dem Bergwerk im Hauri entsteht das mächtige Revier Gnadensonne. Johann Niklaus Schiel malte, um 1790 die Bergwerksanlagen in Aquarell. Das hier gezeigte Bild, mit Seigerrissdarstellung der Gruben, hängt gegenwärtig im Schloss Oberhofen. Eine zweite Fassung dieses Bildes, gleicher Künstler und gleich Datiert, zeigt die gleiche Landschaft indes mit aufgesetzter Stollenanlage in Grundrissdarstellung. Dieses Bild weilt heute in Privatbesitz bei Prof. Dr. Ernst Niggli.
Zweifelsohne war meinerseits das Verständnis der Grubenanlagen nie bedingungslos gegeben zumal ich nur Teile des Erbstollens kannte.
Quelle: ETH Bibliothek
Auch die um 1805 entstandene Markscheiderrei von Hans Conrad Escher war nicht restlos einleuchtend also versuchte ich mich am 15. März 2014 in verständlicher Transkribierung und es entstand, im Beitrag „Auf, ab, hinten, vorne Trallala“ beschrieben, die Grundbasis eines Luisaplanes in leuchtenden Farben.
Trotzdem war immer noch nicht jede Logik logisch, es fehlte der Einblick.
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Der heutige Plan ist etwas angewachsen und lebt von meinen Ergänzungen. Ich glaube um 1800 begannen umfangreiche Erschliessungsarbeiten um ein kommerziell rentabler Abbau starten zu können. Weder die Rendite noch der Abbau wurde je so richtig geweckt, die Expertise vom, ebe,n genannten Herrn Hans Conrad Escher war vernichtend und verpasste dem Bergwerksbetrieb den letzten Todesstoss. Nur noch wagemutige, äusserst Bergbauinteressierte oder die nahe Dorfjugend stieg in dies Unterwerk. Eine umfangreiche Inauguraldissertation von Jean Pierre Saheurs aus dem Jahre 1974 liegt vor, auf die ich mich oft bei meinen Ausführungen beziehe.
So will ich nun, nach solch langatmigem Vorwort, den Leser, die Leserin, ins Tief Trachsellauischer Bergwerke führen.
Oben beginnend,
Alter Schurf A1, an dieser Stelle dürften die Erze damals entdeckt worden sein. Der kleine Schurf rund 5 x 5 Meter liegt parallel zum Felsbandverlauf neben Mundloch 3.
Und eins tiefer,
Die erste Sohle (A6 und 5) war, übers Mundloch 3 schnell mittels Seil erreicht. Auf dieser Ebene führen zwei Schächte in die noch unbekannte Tiefe. Über dem vorderen Schacht liegen zwei handgewiefelte Fahrten neuerer Zeit, sprich Bubenleitern um 1970, ob diese Jean Pierre Saheurs baute mag ich indes bezweifeln. Der hintere Schacht führt bis auf den Erbstollen A11, der vordere Schacht mit der Nummer 7 schliesst an A8. Am Schacht 7 ist eine sauber gezimmerte Schachtkopfverbauung eingepasst in welcher, noch heute gut sichtbar, Stirnseitig , die Aussparungen für die Haspelstützen offen liegen. In diesem Schacht war eindeutig bis zuletzt ein Haspelaufzug im Einsatz. Im Vordergrund liegt noch ein leeres Schächtelchen Blitzleuchten. Bei diesem Artefakt, wie auch bei allen weiteren ausgebrannten Blitzlampen, verdächtige ich indes Jean Pierre Saheurs da solch Dinger im 1970 sehr beliebt waren und in der DIS von Saheurs, reichlich zu tode geblitzte, Stollenbilder zu finden sind. Das Seil wie auch mein Militärrucksack im Bild gibt ein ungefährer Einblick der Stollen-Proportionen. Stehen ist in der ganzen Stollenanlage möglich und die Hunte, vermutlich auf allen Ebenen im Einsatz, waren einst das Mitteldornsystem.
Das frühere Mundloch, auf meinem Plan Nummer 2 im Kreis, ist bald verstürzt. Nach Grubenplan könnten rund 2 Meter des Stollens 5 eingebrochen sein Ansonsten überrascht die Anlage mit dessen tadellosen Zustand.
Eine Sohle tiefer, Blick aufwärts, zeigt Schacht 7 mit ausgebautem Schachtkopf. Im Schacht steht ein Baumstamm welcher auch eher neueren Datums ist. Der Stamm lässt in meiner Fantasie der verzweifelte Versuch eines Hochstiegs aus misslicher Lage erahnen, das passende Skelett indes ist mir nicht begegnet.
Eine ebene Tiefer, diesmal nach Plan die grüne Sohle A8, wird erstmals etwas weniges Wasser sichtbar. Jede Menge verrottetes Holzzeugs liegt herum. Ich glaube gar zeitweilig etwas Holz der Mitteldornbahn am Boden zu erkennen.
Der Abstieg in die nächste Sohle erfordert wieder ein Seil. Entgegen meiner mitgebrachten Ausrüstung, waren am Schachtkopf indessen die begehrten 2 Schlaganker, durch den Vorbefahrer, bereits vorbereitet. Dieser Abstieg beschrieb Saheurs als äusserst wässerig womit er auf die Erkundung der, nach Matti Lachsfarbene Sohle, verzichtete. Wir wussten uns, in Gummistiefel, gekonnt über den See hinaus zu schwingen. Auch in diesem Stollen A14 liegen interessante Artefakte. An der Wand angelehnt ein Stückt Holmen einer Fahrte.
Diese Sohle schliesst gefährlich an den 2 grossen Schacht Nummer 18 an. Einzig ein kleiner Weg führt in den weiteren Stollen. Im Schacht 18 hängt noch ein altes Seil eines Vorerkunders. Wir indes nutzen, den mit unserem Seil erschlossenen, Schacht 10 um die letzte Sohle mit dem Gross an Ausrüstung zu erreichen.
Dieser Schacht 10 ist als angefangener Strossenbau durchgängig bis Erbstollen A11. In dieser Zone ist ein scheuer, aber gezielter Abbau erkennbar ehe das Bergwerk die Tore definitiv schloss. Schacht 10 wie Schacht 18 bildeten zusammen mit der Grundstrecke A11 die Vorrichtstrecke.
Nachdem nun die schwere Ausrüstung, dank der Schwerkraft, die unterste Sohle erreichte, sammelten wir Seile ein und genossen unser Mittagslunch ehe wir die Erbstollenanlage genauer untersuchten.
Der Eingang ist gegenwärtig wunderschön herbstlich beblumt
und links des Mundlochs schmückt, in hübscher Kaligrafie, die Stollenwerkbezeichnung N11.
Querschlag N11 gewinnt bald an stattlicher Profilhöhe bis zu 3 Meter. Der Stollen war als zweiteilig konzipiert, in den unteren 50 cm sollte die Wasserhaltung funktionieren im oberen Teil war einst ein Bretterboden mit Mitteldornschienensystem eingepasst. Heute sind nur noch die Eintiefungen der Kalthölzer in der Stollenwand ersichtlich.
Baldig kreuzen wir unser Abseilschacht Nummer 10, inzwischen jedoch dieser ohne Seil, im Bild Blick nach oben.
An Schacht 10 stösst Querschlag N11 auf die Grundstrecke A11. Der Südöstliche Stollenfortsatz A11 ist in kurzer Höhe von 2 Meter geschlagen und mit wenig Erzreichtum belohnt. Die Nordwestliche A11 Strecke indes gewinnt Zusehens an Profilhöhe bis etwa 3.5m.
Auch diese Strecke ist grösstenteils als Wasserhaltungsstrecke gebaut Wasser gibt’s somit genügend und unsere Gummistiefel erfreuen sich eines ausgedehnten Einsatzes. Im ca Meterabstand sind auch in diesem Werk die Kantholzvertiefungen noch gut erhalten. Auch in dieser Zone war einst ein Holzboden mit Schienensystem, oberhalb 50 cm Stollenboden, eingepasst. Neu jedoch, ab Schacht 10, solle, so glaube ich, dieser Streckenabschnitt als Förderstrecke für den oberhalb angesetzten Firstenbau dienen. Bevor jedoch der eigentliche Abbau begann schloss die Bergwerksgesellschaft.
Nicht unweit des Schachtes 10 glaube ich die Nische der heiligen Barbara gefunden zu haben.
Bei Kreuzung Schacht 18 wird die Stollenwand allmählich rostiger. Von Schacht 18 ist einiges interessantem Material herunter gedonnert. Insbesondere die Holzreste lassen interessantes erkennen.
Ein Balken mit noch zwei eingeschlagenen Fahrtenklammern liegt am Schachtrand. Das dieses Teil einst, im oberen Bergwerksteil A15, eine Leiter festklammerte, liegt auf der Hand. Indes kennen wir bis heute diese wahrscheinlich ältere Grube „Im Hauri“ gar nicht. Das Mundloch 4 zur Grube A15 ist verschüttet. Die einzige Möglichkeit der Erkundung besteht über Schacht 18 in Vertikaltechnik ein Projekt dessen wir uns gerne mit gebührender Vorbereitung annehmen werden.
A11 wird zunehmend Fotogen. Eine kleine Wassersammelabteufung Nummer 28 muss überturnt werden ehe der Weiterverlauf fahrbar wird. Nun beginnen einige verzweifelte Suchstollen die jedoch keinerlei Erzreichtum von sich gaben. Der Stollen mindert dessen Profilhöhe erneut.
Im Bild auf A11 die Sicht vom Absatz aus in Richtung Tag.
Und allerletzt ein Blick auf die Installationsfläche vor dem Erbstollen Gnadensonne. Links am Felsen das Mundloch.
Die Vorbeiträge zu Gnadensonne zu finden auf:
Die Erstgeschiche Das Innenleben der Postkartenschweiz
Die Fortsetzung Gnadensonne
Eine weitere Geschichte Blei und Silbermine Gnadensonne
Die Zweitletzte Gnadensonne, ich wills genau wissen
und die Letzte Auf, ab, hinten, vorne Trallala
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