Es war einmal….
Tatsächlich, damals solle alles besser gewesen sein?
Nein, einiges wandelte sich, Pech für mich die ich in den Anfängen, im Elfenbeinturm sitzend, all den feinen Köstlichkeiten schlemmerte.
Ein zweifelsohne kleines cosmopolitanes Grüppchen grossstädtisch, unabhängiger Lebensgeister traf sich bei *Heidi und Co zu freudigem und sehr verborgenem Stelldichein. Was sich bewegte und die Grenzen zwischen Lust, Geschlecht, Fetisch, Leidenschaft und Schmerz aufweichte, war grossstädtisch, weitgereist, gebildet und Linksautonom denkend. So entstanden viele Projekte im städtischen Spannungsfeld besetzter Industriekomplexe. Die Schwulenbewegung mit dessen gewachsener Struktur im Grossstadtraum lieferte hierbei wichtige Impulse wenn nicht gar eigenständige Projekte, genannt etwa das Laby mit *Temple of Madness-Partys.
Wer damals diese sogenannten etablierten Grenzen zu demontieren wagte war, weit fern der Landbevölkerung, ein unabhängiger, durchwegs, leider auch, elitärer Kreis angehörend. Der Untergrund mit deren Zentren wuchs im Stadtgewühl einer Baslerstrasse oder einer Geroldstrasse, genüsslich vor sich hin.
Der Mix zwischen Hausbesetzerszene, Techno und Technologiekids, Fetischpuppen, SM-Zirkeln und Kreativjunkies braute ein äusserst leckeres Süppchen von welchem, logisch, alle naschen wollten. Der Begriff Happening erreichte, nach Dadaisten und sonstige Exoten, erneute Bedeutung im zunehmend unüberhörbarem Grossstadtgeflüster. Monetäres indes schien dies intellektuell gutbetuchte, sich alles zusammenkramende, Völkchen kaum zu interessieren. Die Folge war ein allgemeines Unverständnis jener Hündeler-Landmenschen-Generation die dies Elfenbeintürmchen, dank dessen Unverständnis, frischfröhlich weiter Zementierte.
Für mich schien in der Folge dies Schlaraffenland nie zu enden und währenddessen Streetparade, *Purple Porno Grove Convention und *Streichelzoo richtig für Furore sorgten, war der Hunger, und vor allem die Lust, an diesem zart süss schmeckendem Wein geweckt.
Es waren die Verbreitungsmöglichkeiten, die Prinzessinnen und vielleicht gar letztlich die Gier welche zum Zerfall einer aufkeimend, kreativen Kunst und Kulturform, sorgten. Ich, mich zählend zur Spezies Prinzessinnen, war baldig befähigt die neuen Möglichkeiten, hochgelobtes Internet, zu nutzen und bis zum geht nicht mehr, auszureizen. Der zart süss schmeckende Wein war baldig über alle Leitungen verteilt und allmählich schien gar der landbevölkernde Anglo die Kunst des Browsers-Aufrufen zu beherrschen.
Unvermeidbar die Sogwirkung, Aargauer und sonstige Angloiten suchten zu Hauf, sich an fleischlicher Lust laben wollend, städtische Gefilde auf. Im Gegenzug dazu war die Lust erwacht diesem Anglovolk die Brieftausche richtig fett zu erleichtern. Die Gier war geweckt und unter die Kreativen mischte sich Orange, Coca-Cola, Nestle und sonstige Perverse.
Was früher Happening war, ist heute purer Kommerz und wo damals ziemlich Abgeschwebte einige Grenzen sprengten säumen heute Idioten die Streetparaderoute.
Was damals ein illustrer Kreis Grossstadtindianer zusammenzimmerte findet heute scheinbar Niederschlag auf der TFT-Scheibe gelangweilter Hausfrauen.
Das Ende und ein möglicher Neubeginn ist lange fällig nachdem sich nicht wirklich Hineingehörende in alten Industrieruinen tummelten.
Erklärendes *
Heidi Ackermann, Inhaberin Boutique Bellezza
Temple of Madness, legendäre Fetisch und SM Partys im alten Aluswiss-Areal
Purple porno grove convention, kleine Truppe Goa-Partymacher mit erotisch kreativen Ambitionen
Streichelzoo, ein Happening-Mix zwischen Bondage, Fetischästhetik und Berührung.
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