Kupfer und Silbergrube Graggental Update

Lange blieben uns die unteren Geheimnisse des Graggener Bergwerks verborgen. Bei Ersterkundung, siehe Beitrag Geheimnisvolle Graggener Kupferminen , fehlte Seil und Kletterzeugs um in den schier senkrecht verlaufenden Schacht abzusteigen so konnten wir nur die oberen Grubenbauten erkunden.

Kupfergrube Graggental

Dies Bild stammt noch aus Frühling 2015 Zeit und zeigt den abwärts verlaufenden Schlitz mit darin gewachsener Tanne.

Nun war bei herbstlichem Regenwetter die Gelegenheit gegeben die unteren Sohlen zu befahren.

Diese Befahrung klappte mit Mattis Unterstützung wieder einst wie am Schnürchen.

Kupfergrube Graggental

Übers enge Loch kann tatsächlich die untere Grube problemlos mittels Abseilausrüstung erreicht werden. Der von uns befahrene Schacht dürfte in Jahren um 1742 mit Fahrten ausgestattet gewesen sein und als Fahr respektive Fördertrum gedient haben.

Im Innern sind noch etliche der alten Strossenkästen gut erhalten sichtbar. Einige dieser Strossenkästen sind verfüllt, respektive Versetzt, bis zum nächstoberem Strossenkasten und so weiter.

Kupfergrube Graggental

Die Erkenntnisse nun eindeutig, dies Kupfer und Silberbergwerk war einst im Strossenbau vorgetrieben worden. Beim Strossenbau wird im ersten Schritt auf vertikaler Terassenabstufung, im Abstand von ca 1 Lachter (1,9 Meter) horizontal die zu fördernde Schicht abgebaut. Im nächsten Schritt, sobald sich der Hohlraum weitet und eine gewisse Grösse erreicht ist, werden Bühnen eingepasst von welchen aus die Strossrichtung weiter verfolgt wird. Beim Abbau wird taubes Gestein auf den Holzbühnen, sogenannte Strosskästen, deponiert während das wertvolle Erz, in diesem Falle Kupfer und etwas weniges Silber, empor geschafft wird.

Kupfergrube Graggental

Der Blick von Schachtboden hinauf zum obersten Strossenkasten. Im Bild links und rechts der gewachsene Fels . Mittig untere Bildhälfte eine mächtige Versatzwand die, scheu erkennbar, die Bretter in der unteren Bildhälfte, mittels verbautem Strossenkasten nochmals weiter verfüllt wurde.

Im oberem Bildteil der noch, nach rund 270 Jahren, perfekt erhaltene Strossenkasten welcher indes inzwischen einiges der ursprünglich verpackten Ladung verlor.

Kupfergrube Graggental

Die Strossenkostruktionen, wie bereits genannt, in erstaunlich fixem Zustand. Teilweise waren vermutlich mobile Arbeitsbühnen im Einsatz.

Kupfergrube Graggental

Im gesamten Grubenwerk sind auf einheitlicher Höhe, um 1 Lachter ab Boden, Balkenlager eingelassen. Einige dieser Balkenlager sind heute Leer und wahrscheinlich nur zu Gerüstzwecken verwendet worden.

Obschon fast nur quadratische Balkenlager auffindbar sind, liegen, wo noch vorhanden, meist Rundhölzer in den Lagern.

In der unteren Grube sind reichlich Bohrlöcher eher kleineren Kalibers auffindbar was, meiner Meinung nach, klares Indiz für den Einsatz von Sprengmittel ist.

Auch zeigte sich nochmalig, der herumgeisternde Grubenplan vom Jean Pierre Jenni, obschon zur Stunde nicht so klar erscheint ob dieser tatsächlich aus Jennis Feder stammt, hinten und vorne nicht stimmt.

Kupfergrube Graggental

Meine Fassung erfreute sich somit eines radikalen Updates. Im Grundriss sind nur wenige Änderungen eingeflossen. Einzig der Zugangsstollen führt nochmals steil Westlich ehe dieser in der grossen Spalte endet.

Kupfergrube Graggental

Der Seigerriss indes differiert, nach letzter Befahrung, deutlich zum Jenni-Original. Der von uns verwendete Einstieg dürfte auch um 1742 als Erschliessungsschacht gedient haben. Die genaue Tiefe Stollenboden bis Schachtboden bestimmten wir, mittels Laserdisto, mit 14 Meter. Da im Stollenboden noch viel Schutt herumliegt, könnte bis zum gewachsenem Fels nochmals eine Tiefe von rund 2 Metern dazukommen. In der Spalte ist Westlich wie auch Östlich viel Versatz aufgetürmt wovon die westliche Seite eindeutig systematisch Strossenkästen verbaut sind. Die östliche Wand ist indes schwieriger als Versatz identifizierbar. Fast zuunterst, 1 Meter ab Boden, ist ein massiver Holzstempel zwischen vorder und hinterer Schlitzwand eingebaut.

Kupfergrube Graggental

Dieser Stempel, Bildmittig, könnte ein Indiz für die zunehmende Tiefe, unter dem Schutt, sein. Auch gut sichtbar im Bild die leeren, quadratisch ausgeschnittenen, Balkenlager, welche wahrscheinlich einst, provisorische Arbeitsgerüste stützen.

Auch ist auf meiner Seigerrissfassung der nie vollendete Erbstollen etwas hinauf gerückt auf eine Höhe – 20 Meter ab Haupt-Stollen. Bei Betrachtung schien mir die Höhendifferenz viel geringer als die 27 herum kursierenden Metern. Indes ist die Höhendifferenz unsererseits nicht gemessen worden.

Ich scheine, des weiteren, eine gewisse handwerkliche Handschrift wiederzuerkennen die Ähnlichkeiten mit den Einbauten in der Bleibergwerk Gemsegg hat. Da beide Gruben um die Jahre 1740 aktiv waren, scheint naheliegen dass die gleichen Fachkräfte an beiden Standorten aktiv waren.

Quellen:
Zweites Bild: Matti
Die Vorkommen von Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende des Birstenstocks (Kt. Uri) Jean Pierre Jenni
Grubenplangrundlage: Jean Pierre Jenni

Vorbeiträge:
Grube Graggental
Geheimnisvolle Graggener Kupferminen
Grube Stuben
Bleibergwerk Gemsegg

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