Freitag der 13te und sonstige Gemsegger

Ein kleiner Ausflug in altertümliche Bergbauepochen am Bristen.

Trotz des sehr düsteren Tages heute, ein Tag nach meiner Erkundung und ein Tag nach schweren Terrorattentaten im fernen Paris, beschloss ich diese Geschichte, trotz all der tragischen Weltereignisse, zu erzählen.

Ehe mich die tragische Realität zurückzieht will ich wieder ins ferne Uri abschweifen, in Gefilde wo mündliche Überlieferungen altertümliche Spukgeschichten immer des neuen wieder auferstehen lassen. Wenige Zeugen sind noch in tiefer Berglandschaft auffindbar die von einstiger Amsteger Vorindustrie zeugen. Jene gut verborgenen, selten besuchte Bergbauruinen mögen noch heute mach Furcht von damalig verschluckten Seelen, in einheimischer Bevölkerung wecken.

So war den auch unser, Matti und ich im Doppelpakt, Herbstausflug fotografisch ganz im Sinne der des mystisch, Geheimnisvollen.
Die Anlage, genannte Bleigrube Stube, nach meiner Auffassung doch eher Gemsegg, erfordert die sportliche Überwindung von, teils schwersten, 1100 Höhenmetern was wiederum Grund für die seltenen Besuche ist. So wundert’s nicht weiter das im Innern einzig nur meine Fussspuren von der ersten Erkundung am 27.6.2015, siehe Bleibergwerk Gemsegg, gezeichnet waren und auch die Spinne am Eingang zu schien mein gerissenes Loch wieder fein verschlossen zu haben.

Der Aufstieg, die genannten und so verhassten 1100 Metern, offenbarte uns ein gespenstisch beeindruckendes Nebelmeer über dem Vierwaldstättersee schwebend.

Vierwaldstättersee im Nebel

Obschon der Vierwaldstättersee im Nebel versank schien auf unseren Höhen das Wetter optimal, nicht zu heiss und ebenso nicht zu kalt. Beginnend bei 737 Meter über Meer sollte unsere Reise, bis zur Rückkehr am Tagebauschlitz, bei nicht minderen 1870, enden.

Bergkerk Gemsegg / Stube
Auch in Herbstpracht ist der Erbstollen noch eindrücklich sichtbar. Indessen schien die Erreichbarkeit, bedingt durchs trockene Gras, deutlich am Schwierigkeitsgrad zugelegt zu haben. Einmal mehr war ich froh um mein spitzes Hammerwerkzeug welches ich, bei allfälliger Rutschgefahr, energisch in den Boden rammte.

Bergkerk Gemsegg / Stube
Mein Begleiter Matti schien doch deutlich agilerer über das Gefälle zu hüpfen.

Bergkerk Gemsegg / Stube
Nichts desto trotz erreichte auch ich den geheimnisvollen Erbstollen. Diesmal jedoch, unterschiedlich zur letzten Befahrung, bereits kurz nach Mundloch in gespenstisches Licht gehüllt passend zu möglichen Spukgeschichten. So waren den auch unsere Bildkompositionen eher Unwissenschaftlich, doch etwas Emotionell, die gespenstische Stimmung wiedergebend. Bezüglich genauerer, objektiverer Darstellung verweise ich gerne auf den Vorbeitrag meiner Soloerkundung vom 27.6.2015 genannter Bleibergwerk Gemsegg.

Bergkerk Gemsegg / Stube

Der kommende steile Knick des Stollens erscheint in prächtiger Spiegelung. Dem trockenen Wetter verdankend, war diesmal der Einstieg in den Abbau ohne nasse Füsse möglich. Im hinteren Stollenbereich weckt Matti mit viel Effektlicht alle Urner Berggeister.

Bergkerk Gemsegg / Stube

Der senkrechte Blick in den, nach Osten verlaufenden, Abbauschlitz gelingt diesmal ohne nervige Wassertropfen auf dem Objektiv. Diesmal eindeutig Sichtbar der versetzte Strossenbau und zuoberst ein stützendes Holzkreuz. Matti entdeckt, Stollenmittig, Schrämspuren von innen nach aussen verlaufend, die eine mögliche Baurichtung belegen könnten. Eine mögliche Erklärung für den verbreiterten Stollenknick könnte die Baurichtung von zwei Seiten her sein.

Bergkerk Gemsegg / Stube

Nach wie vor überzeugt die Holzqualität die nach rund 270 Jahren sich bester Vitalität erfreut. Stollengeister sind uns in dieser statisch stabilen Umgebung wahrlich friedlich gesinnt.

Bergkerk Gemsegg / Stube

Matti gibt alles und erleuchtet das Schachtwasser mit 6000 Lumen Lichtpower was die gespenstische Stimmung passend wieder gibt.

Bergkerk Gemsegg / Stube

Der Schacht ist, diesmal in voller Pracht, maximal 2 Meter tief. Obschon, zugegeben, dies eine gewagte Aussage ist, so kann davon ausgegangen werden das die Wasserhaltung bei zunehmender Vertikaltiefe zunahm und dieses mühsam herausgeschafft werden musste. Am Stollenmundloch, Niveau Stollenboden, drückt ein gewachsenes Bächlein zwischen den Steinen hindurch.

Oberhalb des Erbstollens, etwa 20 Meter höher, liegt ein mächtiger Tagbauschlitz offen. Dieser Schlitz folgt dem Tieftalbach 30 Metern parallelverlaufend.

Bergkerk Gemsegg / Stube

An wenigen Stellen war der Tagbauschlitz einst zum Erbstollen durchschlägig. In letzter Bergbauperiode um 1740 dürfte jedoch die Bleiausbeute ausgeblieben sein. Einige Schürfstellen zeugen von letzten Versuchen. Die Holzbühnen im Abbauschlitz sind bis fast zur Erdoberfläche hin versetzt.

Bergkerk Gemsegg / Stube

An der Gegenseite des Baches ist noch eine Tagspalte, im Bild ganz links in der Felsformation, sichtbar. Das Bergbauareal wirkte bei dieser umfassenden Erkundung deutlich weitläufiger als anfänglich angenommen. Insbesondere die Mächtigkeit der Tagesspalte lässt rege Bergbautätigkeit um die Jahre 1500 bis 1744 erahnen.

Bergwerk Gemsegg / Stube

Die Sicht von der Tagesspalte her in Richtung Erbstollen zeigt nochmals die weitläufige Anlage. Trotzdem bleibt dies Bergwerk in dessen Umfang eher ein kleines Werk mit wahrscheinlich maximal 10 Bergknappen, teils mit fundierten handwerklichen Kenntnissen. Es könnte dies Werk eines von vielen Kleinstbetrieben in der Region um Amsteg, Intschi gewesen sein. Die personellen Verflechtungen um 1740 indes liegen auf der Hand. So wirken manche Bauhandwerkliche Überbleibsel des Kupferbergwerks Graggental (Kupfergrube Graggental eine gewagte Rekonstruktion) und des hiesigen Werks wie aus einer Hand geschaffen. Handwerker, damalige Spezialisten, könnten in der besagten Gegend von Bergbaubetrieb zu Bergbaubetrieb gepilgert sein.

Das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS) zeigt interessante neue Ansichten weiterer Bergbauspuren die mir bis anhin unbekannt waren. Meine Nachforschungen folgen den Spuren von Jean Pierre Jenni welcher die Regionalkarte der Vorkommen mineralischer Rohstoffe baute. Seinen Beschreibungen folgend klappere ich die noch vorhandenen Bergbauzeugen ab.

Bergwerkreviere Stube

Die Karte des IVS zeigt mir neue, nicht bekannte Bergbaureviere, auf meiner Karte grün markiert, an. Ob diese Bergbauorte tatsächlich so existieren oder schlicht Ungenauigkeiten an diese Punkte zeigen, kann ich gegenwärtig nicht bestimmen.

Klar erscheint, die historischen Wegspuren UR 531, müssten in direktem Zusammenhang mit den Bergwerken stehen. Insbesondere der westlich liegende Weg könnte Zubringer fürs hier beschriebene Bergwerk sein. Heute wird ein Teil des Weges von dortig ansässigen Jägern gepflegt. Der vergessene und im Gelände kaum noch auffindbare Teilabschnitt zwischen Bach Kote 1760 und der, mir unbekannten Ruine, Kote 1908 indes kann auf dem Satellitenfoto mit etwas Phantasie scheu erahnt werden. Dieser Weg und die eindeutig Sichtbare Ruine könnten weitere Bergbauindustrieteile sein da muss ich Eindeutig nochmals genauer hinschauen.

Any, die Geschichte wird eine gebührende Fortsetzung erfahren aber, so wies aussieht, wahrscheinlich nicht mehr dies Jahr.

Und die Quellen
Karte map.geo.admin.ch

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Kupfer und Silbergrube Graggental Update
Geheimnisvolle Graggener Kupferminen
Bleibergwerk Gemsegg
Bleiwerke Bristen

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