Weihnachtliches Bitumen

Es war der 25. Dezember und das traditionelle Bitumen-Wunderkerzensuchen stand wieder an. Wie üblich gibt’s im Val de Travers einige Sehenswürdigkeiten die auf Erkundung warteten. Wie üblich auch ist der 25. Dezember ideal für den Blick hinter die Gartenzäune.

Geologischer Atlas Val de Travers

Auf der Geologischen Karte lagen immer noch uns unbekannte Mundlochsymbole die auf uns warteten.

Erste Station unseres Ausflugs lang im bekannten St. Sulpice. Beim letzten Besuch, auf Saint-Sulpices Zementer und weitere Pilze beschrieben, blieb noch ein kleines Fragezeichen zu einer unbekannten Asphaltmine offen.

Asphaltmine St. Sulpice

Das Mundloch war schnell gefunden und das unterste Viertel war idealerweise offen doch leider füllte das heraus drückende Wasser die gesamte Öffnung. Ein Tauchgang wär nötig gewesen, ganz und gar nicht mein Ding insbesondere beim Dreckswetter welches vorherrschte.

Also weiter ins Dörfchen Travers respektive aufs riesige Minengelände „La Presta“.

Grubenplan La Presta 1920

Grubenplan aus der Geotechnischen Serie 009 geklaut

Ein Grossteil der Gruben ist heute als Besucherbergwerk genutzt doch einige Sehenswürdigkeiten sind durchaus noch offen und längst vergessen. Eines dieser Untertagebauten liegt im westlichsten Zipfel des La Presta Areals und hört auf den Namen „Galerie Essai“.

Galerie Essai Travers

In einer prächtigen Stützmauer, tief im Wald, sind, an den äussern Enden, zwei Mundlöcher fahrbar wovon das einte bald verstürzt erscheint.

Galerie Essai Travers

Das zweite Mundloch indes führt in eine reichlich belebte Asphaltmine der „La Presta Gruppe“.

Nahe dem Eingangsbereich tummeln sich zwei Dachse in erstaunlicher Ausgelassenheit durch die Grundstrecke. Die verlassene Grube scheint in der Tierwelt als absoluter Geheimtipp zu gelten. Leider verzogen sich die beiden Dachse in eine Spalte während wir die Fotoapparate hervor kramten.  Der strenge Stollendurft und die zahlreichen Tierskelette blieben uns indes bis zum Schluss erhalten.

Und nicht weit an erster Stollenkreuzung machten sich zwei ausgewachsene Füchse bemerkbar. Der Einte folgte, im Fluchtmodus, der Hauptstrecke durchs kalte Nass während zweites Tier die Querstrecke bevorzugte.

Galerie Essai Travers

Die Querstrecke endet in Stollenbrust. Auch der einte Fuchs, welcher am Gegenende des Tümpels unser Treiben beobachtete, machte solch Feststellung. Nun ja, somit steht fest, der Plan von 1920 stimmt, eine erhoffte Verbindung in die benachbarte „Nouvelle Mine“ existiert nicht. Und auch die damaligen Mundlöcher der  „Nouvelle Mine“ gibt’s definitiv nimmer.

Aber, auf em Weg zu weiteren Geheimnissen, lohnte doch noch ein Blick in den Besucherstollen „La Presta“. Zum Glück war der Lichtschalter nicht weit.

Hauptstrecke La Presta

Im Bild der letzte Hauptstollen des Asphaltbergwerks La Presta, bis 1986 als Förderstollen aktiv, aktuell, eben, als Besucherbergwerk amtend. Leider war eine intensivere Befahrung nicht möglich.

Asphaltfabrik La Presta

Und auch die Asphaltfabrik, die heute das Tiefbauamt nutzt, verwehrte uns den Zugang zum Hauptförderschacht.

Asphaltfabrik La Presta 1930

1930 sah die Fabrik deutlich besser aus, wenn doch der Hauptbau noch heute in etwa der historischen Fotografie entspricht.

Gut gibts im Val de Travers noch einige spannende Bergbau und Industrierelikte.

Mittelspannungsschaltanlage Travers

Nicht unweit der Asphaltfabrik thront noch heute der Mittelspannungsschaltturm welcher einst Travers, die Asphaltfabrik  und die nachfolgende Asphaltweiterverarbeitungsfabrik miteinander verknüpfte.

Asphaltverarbeitung Travers

Die Asphaltweiterverarbeitungsfabrik steht noch heute, Einziger Unterschied, bis ca 1940 war diese Anlage Teil eines feinen Kalkbergwerks welches Kalkkies für die Bitumenbeimischung förderte.

Das Bergwerk mit Namen „Petite Mine“ gibt’s noch heute und tut, gemessen am grossen Asphaltbruder, mit bescheidenen 2200 Stollenmetern, dem Namen alle Ehre. Anno domini führte, aus dem Mundloch, eine Schienenbrücke direkt über die Silos der Asphaltbeimischeinrichtung.  Heute ist die Brücke rückgebaut doch der Hauptstollen, welcher den Kalkhügel anfährt, lebt noch.

Petite Mine Travers

Zwar ist dieser Hauptförderstollen etwas ramponiert doch, trotz eingebrochener Seitenwände, irgendwann, gefühlte 30000 Kilometer, erreicht man das Hauptbergwerk.

Petite Mine Travers

Schneeweisser Kalk wohin das Auge reicht und hin und wieder 60er Schienen. Im Bild die Schienen über eine Arbeitsgrube verlegt.

Petite Mine Travers

Nicht unweit das passende Fahrwerk einer Kipplore.

Petite Mine Travers

Nahe dem Eingang steht noch immer ein Zündersafe ohne dazugehörige Türe,

Petite Mine Travers

Und in greifbarer Nähe das passende Sprengstoffmagazin.

Das Kalkbergwerk schliesst, über verschiedene Durchgänge an ein Untertagesteinbruch.

Petite Mine Travers

Der Steinbruch, auch in leuchtend heller Kalkfarbe, diente einst der Quaderherstellung fürs Bauwessen. Einige Indizien deuten auf eine Betriebszeit um Ende 19. Jahrhundert.

Petite Mine Travers

Auch in dieser ehemaligen Arbeitsstätte verewigten sich Arbeiter mittels gehauenen Texttafeln. Was auf der Tafel zu lesen ist konnte ich indes nicht weiter entziffern.

Zur Petite Mine gibt’s vom Speleoclub Travers gebaut, ein ausführliches PDF mit Grubenplan unter: Plan_PetiteMine.pdf.

Und meine Vorgeschichten zu Val de Travers

Weihnachten 2018 Saint-Sulpices Zementer und weitere Pilze

Weihnachten 2016 Heimische Erdöle

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