Monat: Mai 2024

Seemühle, noch alles da

Es war Samstag und ich hatte Bock mich in meiner, fast schon, zweiten Heimat umzusehen.

Stand damals 2022, so  wurds mir erzählt, solle ein Securitaswächter Runden auf em Bergbauareal (Gemeindebesitz) drehen. So ein Kauz ist mir nie begegnet doch seit Corona weiss ich, alles was mit Kontrolle zu tun hat und irgendwie Chinesisch klingt finden Staatsdiener voll der Porno. Da ich ein Mensch des Friedens bin mied ich ein Konfrontis.

Nun, ich ein halbwegs unkontrollierbares Wesen, es war Samstag und die Sonne lachte also en paar Impressionen zum Spaziergang.

Seemühle Feld 1 und 2

Am Eingang zu Feld 1 strahlt heute ein Feuerverzinktes Stahltor kostspieliger Bauart. Wie zu Corönches Zeit gelernt, Hauptsache verschlossen.

Schön wusste dies Tor erste Neugierde der Dorfjugend wecken.

Die schlechte Nachricht, liebe Dorfjugend, so wird das nichts. Die paar wenigen, geschraubten Komponenten schwächen die Konstruktion nicht merklich.    

Die gute Nachricht, fast nur dünnwandige Hohlprofile verbaut (Lieblingsfutter der Akku-Tigersäge). Das Tor ist auf relativ schwachen Untergrund montiert, da nützen die zahlreichen Schrauben echt wenig. Und wer en Schachbeschädigung meiden möchte, Methodik Foxi sollt funktionieren.

Ich, bald in die 60 zusteuernd, liess ab von weiterer Akrobatik. Die Rossinchen überlasse ich der Dorfjugend.

Stattdessen suchte ich den oberirdischen Weg, für alle dies nid glauben, ganz ohne Hausfriedensbruch.

Seemühle Feld 3

Bald folgte die einladend offene Zufahrt ins ehemalige Militärspital und auch an dieser Position ein wahres Verzinkerei-Kunstwerk an der Abwärtsöffnung zu Feld 2. Wie bekannt dünnwandige Hohlprofile schlechter Montageuntergrund und ein, von unwissender Dorfjugend, zerdeppertes Scharniergewinde.

Seemühle Feld 3

Bildmittig ein sehnlichst auf grobes Gerät wartendes Tor.

Seemühle Feld 3

Im Militärspital ist eine Platte in Ausmass 2 x 10 x 15 Metern runter gedonnert. Ein gefährliches Trümmerfeld sperrt den Weg unter drohender Abbruchkante. Stattdessen liegt ein sauber gepflegter Weg Untertage zwischen Unterstrecke und Oberstrecke oberhalb Warmwasseraufbereitung.

Ich hab beide Routen inspiziert wovon gegenwärtig die Untertägige eindeutig sicherer erscheint.

Seemühle Feld 4

Der Bahnhof im Feld 4 ist auch noch, recht aufgeräumt, in der Hauptstrecke einzig die zunehmend, künstlerisch wenig lohnenswerten Sprayereien nerven.

Seemühle Feld 4

Strecke in Richtung Tagesbruch ist auch noch offen und auch der, oft bespielte, Brückenwagen steht unbeirrt auf dem Geleise.

Anmerkend, im Tagebruch amtet nach wie vor die Geo-Brugg mit der heute noch verwendeten Steinschlag-Netz-Testanlage. Die Geo-Brüggler wünschen seit eh und je eine gewisse Ruhe. Mögliche Besuche sollten eher gemieden werden. Wenn doch der Weg durchs Gelände führt, bitte nicht nerven.

Seemühle Feld 4

Immer schön, Abwurfstrecke Feld 4

Seemühle Feld 4

Wasserfall Tagesöffnungen Feld 4

Seemühle Feld 4

Oberstrecke Feld 4

Verlader Seemühle

Und, darf nid fehlen, Blick auf den Verlader Walensee.

Die Seemühle ist noch heute ein prächtiges Ausflugsziel wenn doch, seit Corona, der Zugang etwas eingeschränkter erscheint. Der Zeitgeist ist von einer autoritären Grundhaltung geprägt und alles was Menschelt stört. Somit wundert’s nicht weiter dass auch im beschaulichen Walenstadt eine Smartphon-verblödete Jugend angezüchtet wird.  Es bleibt meine Hoffnung auf en Züri-Brennt mit sehr viel zivilem Ungehorsam weit über Zürich hinaus. Sollte dies nicht geschehen, sehe ich schwarz bis dunkelschwarz in die drohende Zukunft. Grosse, herunter krachende Felsplatten dürften das geringste Problem sein in einen Umfeld angezüchteter Vollidiotien.

Und der Plan gibt’s hier: https://www.luisa.net/wp-content/uploads/2020/03/Feld1_2_3_4_V12.pdf

Die Förderanlage

Im Beispiel des Schachtes „Del Carmen“ am „Cortijo de la Granadina / Fondon“.

Förderschacht del Carmen

Eines der wenigen Fördergerüste aus glorreicher Zeit des Bleiglanzes steht in beschaulicher Landschaft ob Fondon. Die Förderkonstruktion erschloss ein 120 m tiefer Schacht mit zwei Abbausohlen. Heute wird berichtet, seie die tiefere Sohle geflutet.

Förderschacht del Carmen

Die zwei Lifte wirken gegenläufig. Während die eine Kabine zuoberst auf Tag ankommt ist die zweite Kabine zuunterst in der Tiefsohle 2. Die Kabinen sind einzeln über zwei Stahlseile im Schacht geführt. Die Kabine rechts im Bild ist auf Tag am Schienenanschluss, die linke Kabine ist zuunterst und die Kippfalltür schliesst die offene Schachthäfte.

Förderschacht del Carmen

In der rechten Schachtrandseite ist ein Fahrten und Leitungsbereich vorgesehen. Leider sind die Fahrten demontiert. Noch vorhanden, hinten rechts die Pressluftleitung und vorne rechts die Pumpenleitung zur Entwässerung der Grubenbauten.

Förderschacht del Carmen

Im Fahrtenstand ist das Fördergerüst, mittels grosser Fensterfront, im Sichtfeld. Ein zusätzlicher akustisches Signal, Glocke, gibt die Befehle für auf und abfahrt. Die linke Drahtseiltrommel ist abgewickelt, die Kabine ist zuunterst. Die mechanisch gekoppelte  Drahtseiltrommel rechts ist aufgewickelt folglich ist diese Kabine zuoberst. An der linken Trommel sitzt eine per Fusspedal bediente Bandbremse.

Förderschacht del Carmen

Im Fahrstand rechts der Stufenschalter zur stufenweisen Regelung des Motordrehmoments. Links im Bild der 3 Phasendrehstrommotor mit zusätzlicher Bandbremse an der Motorenachse. Hinten die zwei  Drahtseiltrommeln.

Förderschacht del Carmen

Ansicht volle Seiltrommel im Vordergrund auf gleicher Achse, mit Getriebe zwischendrin, die zweite Trommel mit Bandbremse.

Förderschacht del Carmen

Ansicht Untersetzungsgetriebe zwischen den beiden Seiltrommeln. Da beide Seiltrommeln aneinander gekoppelt sind wirkt die abwärtsfahrende Kabine als Gegengewicht und unterstützt den Motor beim Heraufziehen der vollen Hunde. 

Förderschacht del Carmen

Auch im Aufzugsmaschinenhaus untergebracht ist der Pressluftkompressor für die Werkzeuge untertage.

Förderschacht del Carmen

Der zweite im Aufzugsmaschinenhaus aufgebaute Kompressor scheint seit langer Zeit ausser Betrieb. Einiges deuten auf ein kontinuierlich verwendetes Ersatzteillager hin.

Andere Förderanlagen „Mnas del Patrocinio“

Nicht weit des klassischen Fördergerüstes steht ein weiteres interessantes Bauwerk damaliger Förder und Hebetechnik.

Förderschacht del Patrocinio

Dies Förderbauwerk aus Backstein, verfügt über einen untertägigen Entladestollen wenige Meter unter Erdoberfäche.

Förderschacht del Patrocinio

Ausgemauerter Entladestollen knapp unter der Erdoberfläche, Ansicht in den Schacht.

Vorteil dieser Bauform ist die niedere Höhe des Aufbaus. Indes ist solch eine Förderanlage nur in Hanglagen sinnvoll um den Entladenstollen, horizontal verlaufend, möglichst kurz zu halten.

Artikel zum Fördergerüst del Carmen auf:

https://suresteindustrial.wordpress.com/2018/08/03/50-anos-despues-vuelve-a-sonar-la-campana-en-el-pozo-del-carmen

Sierra Alhamilla 2024

Klar, auch in diesem Eck, genauer gesagt im Örtchen „Los Baños“ gibt’s neue Erkenntnisse.  Hinzukommend gibt’s wieder en paar schöne Bildchen dies verdienen hier gezeigt zu werden.

Irgendwann mach ich en Update meiner Seite Minas Los Baños Sierra Alhamilla bis dahin etwas Einblicke ins Untertagereich der Anno 1900 stillgelegten Gruben.

Revier „El Descuido 28.470“

Sierra Alhamilla el Descuido

Abwurf Bergwerk mit Blick aufs Örtchen „Los Baños“

Sierra Alhamilla el Descuido

Unterstrecke Bergwerk El Decuido

Sierra Alhamilla el Descuido

Abbau Eisenerze

Sierra Alhamilla el Descuido

Einzige, improvisierte Rollenschnauze

Revier „Casualidad 5.387“

Sierra Alhamilla Casualidad

Vergessene Kreiselmühle

Revier „Primero de Mayo 4.746“

Neuentdeckung „Galeria del 5. Piso“

Sierra Alhamilla Primero de Mayo

gut versteckt zwischen schier unüberwindbare Felsblöcke

und als, neu geöffnet im 2024,

Sierra Alhamilla Primero de Mayo

„Galeria del Camino“

Der Vollständigkeitshalber, der aktualisierte Plan

Sierra Alhamilla Grubenplan

Link zum kompletten Plan Sierra_Alhamilla_plan3_V4.pdf

und

Link zur Seite Minas Los Baños Sierra Alhamilla

Das Geheimnis des Michelin-Männchens

Schon wieder eine Almeriageschichte, diesmal Schauplatz der Geschichte das geheimnisumwitterte Fels-Vulkan-Massiv der Sierra de Gata am Gabo de Gata. Eine Region die voller Legenden, dank unwegsamen Pfaden noch heute viel zu Erkunden in sich birgt.  

Iglesia Gabo de Gata

Ein oft fotografiertes Sujet kündigt die Sagenumworbenen Felsformationen an. Ich tat, wie viele Jahre, wieder einmal meinem Sakralbauten-Fetisch frönen wenn doch mein Hauptinteresse den zahlreich gut versteckten Bergwerken galt.

Gabo de Gata

Die selten besuchten Bergwerke verbergen sich hinter den felsigen Hügeln der Sierra de Gata. Kaum jemand weiss ausführliches über die Abbaustätten zu berichten den weite Teile der ehemaligen Anlagen stehen unter scharfer Bewachung des dortig domizilierten Michelin-Testgeländes. Auch die einschlägige Literatur allen voran „Francisco Hernandez Ortiz“ kennt nur wenige der dortigen Metallurgie-Hotspots. So bleiben reichlich zu erkundende Geheimnisse in den Hügeln, ein Paradies für die Neugierde.

Gabo de Gata Rohstoffe

Die Rohstoff-Karte aus den 1950ern kennt ein blau eingekringeltes Gebiet mit reichen Erzgang-Buntmetallvorkommen. Die Gestrichelten Kreise verdeutlichen stillgelegte Einzel-Minen. Ein Tipp eines Freundes und die Neugierde trieb uns letztlich in dies abenteuerliche, kaum bekannte, Eck.

Gabo de Gata Rollbahnen

In stark bewachsener Naturlandschaft finden wir zahlreiche Rollbahneinschnitte die an einigen Halden vorbeiziehen.

Gabo de Gata Michelin

Hoch auf dem Rollbahntrasse ist, im Hintergrund, die Michelin-Reifentestanlage zu erkennen.   

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Anschliessend an die Rollbahnabschnitte finden sich zerfallene Bergbauinstallationen aus geschätzt den 1920ern. Die abgelichtete Anlage verfügt über ein Flotationsbecken, ein Wasserreservoir, und zwei Betriebsbauten.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Der rückwärtig angelegte Stollen ist leider nach nur einem Meter eingebrochen. Oberhalb im Gelände ist deutlich die Einsturzdoline erkennbar. Bald ist oberhalb der Bauten ein Schacht gefunden welcher jedoch, wie so oft in Almeria, beträchtlich in die Tiefe abfällt.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Meine Abstraktion nennt dies Bergbauwerk die Grube A von insgesamt 3 erkundeten Gruben. Leider indes war der Einstieg in dies Untertagewerk, dem Versturz geschuldet, nicht möglich.

Grube B indes ist noch zugänglich und von beeindruckender Tiefe.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

(Bild Matti bergwerke.ch)

Der steile Fahrschrägschacht  folgt dem Erzgang. Mit Kalk vermörtelte Stufen machen den Abstieg möglich.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Wir beobachten in den spärlichen Horizontalabbauten hauptsächlich Kupfer und Eisen. Der vielgepriesene Bleiglanz zeigte sich indes eher selten was auf gründliche Arbeit der Bergleute hindeuten könnte.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Meine Abstraktion der Grube ist aus meiner Erinnerung heraus gezeichnet. Der einzige gemessene Wert ist die Barometrische Höhendifferenz zwischen Mundloch und tiefste zu erreichende Strecke in der Zahl 82 Meter.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

(Bild Matti bergwerke.ch)

Leider ist bei 82 Metern noch nicht Schluss, es folgt ein zu steiler Anschlussschacht welcher wahrscheinlich als ausgebauter Abwurf diente.  

Die dritte Grube, ich nenn diese Grube C, verfügt über ein schöner sehr gut erhaltener Mundlochaufbau.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Auch diese Grube folgt steil einen Abgebauten Erzgang in die Tiefe.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Wieder gibt’s die etwas unförmigen Kalkvermörtelten Stufen die den Abstieg vereinfachen.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Auch die steilen Richtungsänderungen sind zur Statikstabilisierung Kalkvermörtelt.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Hin und wieder sind an reichen Vorkommen, Horizontalstrecken angelegt.  

Dieses Stollenwerk gabelt sich etwa tiefenmittig in zwei Hauptgesenke wovon wir, aus Zeitgründen, nur eines erkundeten.

Gabo de Gata Mina la Lobrera

Das Hauptgesenk gabelt ab etwa Höhenhälfte in zwei Strecken wovon wir nur die einte Strecke kennen. Am bekannten Stollen schliesst am unteren Drittel ist ein Schacht auf Schachtboden an.

Am nachfolgendem Drittel der Grube kaum noch Abbau zu beobachten.

Über die Gruben ist sehr wenig bekannt. Der Flurname ist nach allen bekannten Karten „La Lobrera“. Ich nen folglich alle 3 Gruben „Minas de la Lobrera“. Auch geläufig ist der Flurname „Navarete“ obschon dies Navarete gemäss Karten deutlich nördlicher liegt.

Zeitlich einordnen tue ich alle Gruben, anhand Spuren, aufs  Jahr 1920 plusminus.

Nova Carthago

Einst galt der südliche Küstenstreifen einer aufstrebenden Modellstadt als eines der Vorzeigeregionen im römisch, globalisierten Handelssystem.

Insbesondere die Bodenschätze weckten von nun an Begehrlichkeiten weit über die Mittelmeere hinaus.

Kupfer / Schwefel / Eisen / Blei

Das Kupfer aus Rodalquilar, der Schwefel auf Gador, das Eisen aus Gergal und das Blei aus Lauchar waren, viele Jahrhunderte lang, die heimlichen Stars des Reichtums.

Es geschah eine Zeitepoche die Kulturen, Wissen und Technologie punktuell harmonisch vereinigte. Eine Region schrieb Industrie und Bergbaugeschichte um letztlich in die Vergessenheit abzurutschen.

Heute sinds die Treibhaus-Monokulturen und die internationalen Filmproduktionen der Streamingdienste die den letzten Profit aus einer, einstig blühenden Gegend, herauspressen.

Also, Almeria 2024, weitere Forschungseinblicke folgen.